Modell der Raumbühne von Friedrich Kiesler (1924) in einer Rekonstruktion von 1987

Foto: Theatermuseum

Wien - Gedreht und getürmt, gefächert und gewürfelt: Die "Spielräume" des Theaters sind vielgestaltig. Das Wiener Theatermuseum zeigt ab 11. November eine kleine Sonderausstellung, die anhand von Bühnenmodellen "die formalen Kriterien der Spielräume zeigen und Theaterbegriffe erklären" will, wie Kustodin Ulrike Dembski erläuterte. Für die großen Modelle der Bühne des Alten Burgtheaters und der "Raumbühne" von Friedrich Kiesler machte die kurzfristig anberaumte Ausstellung im Foyer des zweiten Stockwerks "die Not zur Tugend": Wegen der Bauarbeiten im Museum hätten die beiden Exponate aus der Schausammlung für unbestimmte Zeit ins Depot verschwinden sollen.

Von Kieslers getürmten Raumkonzepten zu den frisch erworbenen Original-Baukästen für Hans Fritz' Würfelbühne: "Jedes dieser Bühnenkonzepte hat auch ein anderes Spielen und ein anderes Zusehen zur Folge", so Dembski. Bewegten sich die Zuseher bei mittelalterlichen Passionsspielen noch selbst von Schauplatz zu Schauplatz, ist es bei der erstmals 1896 eingesetzten Drehbühne das Geschehen, das in Bewegung ist, während im Guckkasten vor allem die Kulissen hinter einem unbewegten Spiel an der Rampe getauscht werden.

Mit Robert Kautskys Modell von Mozarts "Entführung aus dem Serail" an der Wiener Staatsoper (1935) dreht sich in der Vitrine ebenso eine kleine Welt wie sie der Architekt Clemens Holzmeister für Max Reinhardts "Faust" in der Salzburger Felsenreitschule 1933 erbaute. Die "Fauststadt" als riesige Simultanbühne, auf der vor allem die Lichtregie die Schauplätze vorgibt, wird neben dem Modell auch durch Reinhardts Regiebuch lebendig.

Freie Sicht auf alle Ebenen und gleichzeitige Vorgänge auf der sich hoch hinaufschraubenden Bühne waren auch die Visionen Friedrich Kieslers, der mit seiner Raumbühne 1924 einen wichtigen Wiener Beitrag zum internationalen Konstruktivismus leistete. Das klassische Guckkasten-Gegenstück kann man anhand des großen, feingliedrigen Modells des Bühnenraums im Alten Burgtheater studieren: Als am Michaelerplatz am 12. Oktober 1888 zum letzten Mal der Vorhang des alten Hoftheaters fiel, sollen die Zuseher aus allen Ecken Souvenirs abmontiert haben. Ins Theatermuseum gelangt sind unter anderem ein Stück Tapete, eine Logenverzierung und einige Holzsplitter. (APA)