Wien - Das Wiener Ensembletheater wird zur "Garage X Theater Petersplatz". Die neuen Leiter Harald Posch und Ali M. Abdullah stellten am Donnerstag den neuen Namen sowie das insgesamt 24 Produktionen bzw. Veranstaltungen umfassende Programm der am 27. November startenden Eröffnungssaison vor und dankten ausdrücklich dem Gründer und bisherigen Leiter Dieter Haspel für die "sehr feine Übergabe". "Unsere Inhalte knüpfen durchaus an das an, was er in den letzten Jahrzehnten sehr erfolgreich hier gemacht hat", sagte Posch.

Während Haspel der Bühne in der Wiener Innenstadt noch zwei Jahre als Regisseur und Mitglied der künstlerischen Leitung verbunden bleiben wird, hat sich die frühere kaufmännische Leiterin Christine Bauer bereits zurückgezogen. Der Neustart geht auf ein Gutachten der Wiener Theaterjury zurück und hat auch zu einer Subventions-Erhöhung geführt: Die vierjährige Konzeptförderung sieht nun 720.000 Euro jährlich für den laufenden Betrieb vor. Seitens des Bundes gebe es leider keine Förderung, schilderten die Leiter, dafür gibt es von der Stadt Wien in mehreren Tranchen insgesamt 480.000 Euro Investitionsförderung für dringend notwendige bauliche Sanierungen und ästhetische Maßnahmen.

"Raum mit großer Tradition"

Man habe einen "Raum mit großer Tradition" übernommen, schilderte Posch, der 2004 gemeinsam mit Abdullah die freie Gruppe Drama X gegründet hatte, und habe einen Historiker mit Recherchen beauftragt. Dieser habe herausgefunden, dass die Räume seit 1874 immer kulturell genutzt worden seien und als "Erlebnislandschaft im Keller" auf bis zu 1.000 qm u.a. drei Tanzsäle, eine Kegelbahn und ein Wasserbecken umfasst habe. Die geschwungene Treppe des späteren "Fattys Saloon" ist nun wieder freigelegt, der Proberaum als Studiobühne für 70 Personen adaptiert. Die bisherige Foyer-Bar wurde aus-, ein Garagentor für die akustische Trennung der beiden parallel bespielbaren Räume eingebaut. Das Tor hat auch als Inspirationsquelle für den neuen Theaternamen gedient.

Weil man aber "die kleinste Theaterfassade Wiens" nicht wesentlich verbreitern kann, geht man am 27. und 28. November nach dem Motto "gut und billig" hinaus in den öffentlichen Raum, um für das Konzept zu werben, das seine Schwerpunkte auf zeitgenössisches Sprechtheater, junge Regisseure, Stars der nationalen und internationalen alternativen Szene sowie Koproduktionen mit freien Gruppen legen möchte. Inhaltlich will man sich dabei "mit kontroversen Positionen in gesellschaftliche und politische Diskussionen einmischen".

"Try to be Mensch"

Eine Schwerpunktprogrammierung soll nicht von einzelnen Bühnenbildern, sondern von künstlerischen Raumgestaltungen begleitet werden. Den Anfang macht Daniel Richter. Die Eröffnungspremieren für den kleinen Raum ("Garage 2") sind für Dezember, für den großen Raum ("Garage 1") für Jänner angekündigt. "Festival der Unverstandenen" nennt sich einer der Schwerpunkte, "Try to be Mensch" ein Showcase von sechs Gruppen mit sechs Premieren innerhalb einer Woche.

Es inszenieren u.a. Angela Richter, Hans Escher, Patrik Huber ("Good News" nach Ulrich Seidl), Sandra Schüddekopf und Gerhard Fresacher ("Ich trage einen Schlachthof in mir" von Josef Winkler). Daneben gastiert u.a. Philipp Hochmair, gibt es Wiederaufnahmen früherer Drama X Produktionen, aber auch ein Revival der "Gespenster"-Inszenierung von Dieter Haspel, der auch eine mehrteilige Proust-Lesung beisteuert. Konzeptdramaturg Lukas Franke aus Berlin legt die Schiene u.a. zu Schorsch Kamerun, Herbert Fritsch und Jürgen Kuttner. (APA)