Wien - "Wir können nicht hinnehmen, dass die Politik die Ernsthaftigkeit der Situation derart herunter spielt" , erklärt ein sichtlich aufgebrachter Heinz Mayer, Dekan der rechtswissenschaftlichen Fakultät. Schon seit mehr als drei Wochen wird der größte Hörsaal der Uni Wien besetzt. "Wir sind sehr unglücklich darüber" , erklärt Mayer stellvertretend für alle Dekane der Uni Wien Freitagvormittag.

"Wir haben Kosten von 20.000 bis 25.000 Euro täglich" nur für die Anmietung von Ersatzräumen, erklärt Wolfgang Klas, Dekan der Fakultät für Mathematik. Zusätzlich schätzt er, dass für die Uni Wien Sachkosten von 50.000 bis 80.000 Euro anfallen.

"Wenn schon, müsste der Minoritenplatz, nicht die Universität besetzt werden" , appelliert Mayer an die protestierenden Studierenden. Gleich in der ersten Nacht der Besetzung habe er mit der ÖH-Vorsitzenden telefoniert und ihr vorgeschlagen, persönlich mitzugehen, wenn das Wissenschaftministerium statt des Audimax besetzt werde. Denn: "Viele Forderungen der Studenten sind vollkommen berechtigt" , erklärt Mayer.

Man wolle die Studierenden nicht "mit dem Gummiknüppel aus der Uni vertreiben" , betont Mayer. Doch die Kosten der Besetzung hätten letztlich die einzelnen Fakultäten zu tragen, deswegen appelliert er an die Studierenden, die Besetzungen möglichst bald wieder zu beenden. Das müsse damit einhergehen, dass die Politik ihre Verantwortung wahrnehmen muss. "Peinlich, inakzeptabel und unverantwortlich gegenüber der Gesellschaft" , bezeichnet Klas die Reaktionen des Ministeriums.

Was die Dekane am meisten aufbringt, ist die Zielsetzung des Ministers, Gelder von der Forschung in die Lehre umzuleiten. Dass sich die Politik aus der Verantwortung stehle, will Hahns Sprecherin auf Standard-Anfrage so nicht gelten lassen: "Der Minister weiß, dass es hier Herausforderungen gibt" - deswegen habe er den Hochschul-Dialog initiiert.

Die Audimax-Besetzer wollen zwar nicht abziehen, doch sie sind nun gesprächsbereit: Nach langen Diskussionen hat sich das Plenum Donnerstagabend dazu durchgerungen, Hahns Einladung zum Hochschul-Dialog am 25. November anzunehmen. (Tanja Traxler, DER STANDARD, Printausgabe, 14. /15.11.2009)