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Foto: AP/Strauss

Fu Long ist futsch. Greift der chinesische Kindesraub-Skandal auf Europa über? Nein, der Panda wurde behutsam mit Air China aus Wien ausgeflogen. Im August 2007 galt die Schönbrunner Niederkunft seiner chinesischen Mutter als Weltsensation, weil er auf natürliche Weise gezeugt wurde. Mitten im Turbokapitalismus zeigte der Kommunismus sein tierisches Antlitz.

Schon damals wurde zwar genau vereinbart, wie lange der künftige Botschafter der chinesischen Ein-Kind-Politik im beschaulichen Wien bleiben durfte, wo er Bambus und Leckerlis erhielt, soviel er wollte, solange er sich von seiner streichelweichen Seite zeigte (und er entpuppte sich nicht als Systemkritiker). Dass Fu Long aber kaum zweieinhalb und schon gar keine fünf Jahre in Wien studieren durfte, regt das Schwarz-Weiß-Denken an: Ist das noch Sozialismus, oder schon Ausbeutung?

Mit dem "Glücklichen Drachen" (wie er auf deutsch heißt) steht der chinesische Kommunismus mit seiner Devise "Ein Land, zwei Systeme" vor der Zerreißprobe. Dass Fu Long, der von Helmut Pechlaner gefüttert wurde und real existierende Krocha ("Bam-bus, Oida!") gesehen hat, noch ein wertvolles Mitglied der chinesischen Gesellschaft werden kann, ist nämlich praktisch undenkbar. Es sei denn, er behält sich eine uralte Wiener Weisheit in der kleinen Pranke: "Glücklich ist, wer vergisst." (Martin Putschögl, derStandard.at, 19.11.2009)