In diesem Dschungel steppt der Bär, soviel ist auf der Drehbühne der Linzer Kammerspiele schnell klar. Und damit ist nicht nur Balu (Joachim Rathke) gemeint, der hier den Rastafari gibt und jamaikanische Coolness zu verbreiten sucht. Das Dschungelbuch ist in der Inszenierung Dominik Günthers eine "School of Rock" . Mit viel Musik und wenig Dramaturgie durchlebt Mogli (Nick-Robin Dietrich) seine durch Disney bekannten Abenteuer. Man folgt aber nicht dem Handlungsstrang des Films, sondern orientiert sich lose an Rudyard Kiplings Urfassung. Die dadurch fehlenden Verniedlichungen legen leider keinen Entwicklungsroman frei, dafür ist die Paste der musikalischen Revue zu stark aufgetragen: Kaa (Elisabeth Hütter) gibt die Glitterdiva, die Affen sind Rocker mit Tolle, und Shir Khan (Julian Sigl) muss als Oberbösewicht natürlich einen Irokesenschnitt tragen.

Musikalisch ist die Show gelungen, die Kompositionen von Nebojša Krulanović sind knackig angelegt und reißen das junge Publikum hörbar mit. Und auch der überdimensionale Bretterhügel (Bühne: Heike Vollmer) bringt als Rutsche und Klettergerüst Schwung in die Sache. Soviel, dass die Geschichte selbst unter die Räder kommt. (wo, DER STANDARD/Printausgabe, 28./29.11.2009)