Hildegard Aichberger (Geschäftsführerin WWF), Martin Gerzabek (Neo-Rektor der Boku), Fatima Ferreira-Briza (Boku-Uni-Rätin), Hubert Hasenauer (Boku-Senatsvorsitzender), Eva Schulev-Steindl (stv. Boku-Senatsvorsitzende) und Josef Resch (Lebensministerium) diskutierten mit Heidi Aichinger (Standard).

Foto: Hendrich

Beim World Wide Fund for Nature (WWF) in Österreich herrsche "50 zu 50" bei Führungskräften, sagte Geschäftsführerin Hildegard Aichberger am Dienstag. Sie signalisierte aber Verständnis, falls Männer bevorzugt würden:"Wenn kurz nacheinander zwei Frauen in Schlüsselpositionen schwanger werden, freue ich mich über das private Glück." Als Geschäftsführerin bedenke sie aber auch, wie viel in die Leute investiert wurde.

"Irgendwann würde ich vielleicht nur noch Männer in diese Positionen hieven - wenn nicht gerade bei uns eh immer mehr Männer in Karenz gehen würden." Mit diesem Statement, dessen Provokationswert sie sich bewusst zeigte, machte Aichberger auf ein Hauptthema der Diskussion um Frauenkarrieren aufmerksam:die Vereinbarkeit von Familie und Job.

Für eine "Familienförderung"

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Frauen in der Forschung. Fakten, Meinungen, Gesichter", einer Kooperation von Boku First - Females in Research, Science and Technology und der Boku-Koordinationsstelle für Gleichstellung und Gender Studies, diskutierten fünf Expertinnen und Experten über "Frauenkarriere. Männerbarriere?" - Standard-Redakteurin Heidi Aichinger moderierte.

Die wichtigste Barriere sitze in den Köpfen der "älteren Generation", sagte Eva Schulev-Steindl, Leiterin des Boku-Instituts für Rechtswissenschaften und stellvertretende Senatsvorsitzende. Frauen werde noch "zu wenig zugetraut". Männer sollten sich "über den symbolischen Papamonat hinaus" in die Kinderbetreuung einbringen.

Frauenförderung müsste "eher eine Familienförderung sein", meint Hubert Hasenauer, Vorsitzender des Boku-Senats und Leiter des Instituts für Waldbau. Männern, die sich in der Familie einbringen möchten, müsse das auch ermöglicht werden. Genauso gelte es, Frauen zu bestärken: "Ihr könnt alles so gut wie die Männer" müsse schon im Mädchenalter vermittelt werden. Auf weibliche Vorbilder, war sich das Podium einig, müsse aktiv hingewiesen werden.

Das Stichwort "Frauenquote" werde oft "in despektierlicher Weise" verwendet, glaubt Hasenauer. Fatima Ferreira-Briza, Universitätsrätin an der Boku und Professorin für Molekulare Biologie der Uni Salzburg, meinte: "Momentan ist sie wohl notwendig." Das neue Uni-Gesetz, seit 1. Oktober in Kraft, sieht eine Quote von 40 Prozent Frauen in allen Kollegialorganen der heimischen Unis vor.
Finanzielle Förderungen weiblicher Professuren sind laut Martin Gerzabek, bislang Vize-Rektor und seit Mittwochnachmittag neu gewählter Rektor der Boku, nicht ausschlaggebend für Besetzungen. "In der Wissenschaft sollte selbstverständlich sein, die beste Qualität zu wählen." Gerzabek begrüße aber ein finanzielles Startkapital für Professorinnen.

Josef Resch, Leiter der Abteilung Schule/Erwachsenenbildung/Beratung im Lebensministerium, definierte Karriere "über drei Komponenten: Bildung, Beruf und Familie". Wer stets auf dem Weg an die berufliche Spitze sei, verliere andere Bereiche mitunter aus dem Blick. Was Schulev-Steindl mit Verweis auf ihre 13-jährige Tochter bestätigte: Kinder seien für die persönliche Balance jedenfalls eine Bereicherung. (mad, DER STANDARD/Printausgabe 5.12./6.12.2009)