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Linke Kritik an Banken ist ja nichts Neues, mit ihr war zuletzt so sicher zu rechnen wie mit dem Amen im Gebet. Die KPÖ fordert etwa (schon etwas länger, aber aktuell gerade wieder) die "sofortige Vergesellschaftung des gesamten Banken- und Versicherungssystems in Österreich unter demokratischer Kontrolle", denn halbherzige Maßnahmen wie die Verstaatlichung einzelner Institute, wie erst Anfang dieser Woche im schönen (es gilt die Unschuldsvermutung) Kärnten geschehen, würden nicht mehr weiterhelfen.

Schon Bert Brecht, dem die Dogmen der Kommunisten ja auch nicht gänzlich unsympathisch waren, hatte einst in der "Dreigroschenoper" gefragt: "Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?" Ob eine Verstaatlichung näher beim Einbruch oder näher bei der Gründung liegt, wäre noch zu diskutieren. Fest steht: Während die Klagenfurter Drei-Euro-Oper die ganze Alpenrepublik bewegt, ist Deutschland in der Banken-Diskussion schon wieder einen Schritt weiter: Die taz sorgt sich nun nämlich auch noch um die Kirchenbänke. Gerade zu Weihnachten seien die Kirchen derart voll, dass manchmal sogar der eine oder andere fromme Messbesucher abgewiesen werden müsse. Oft nähmen sogar Agnostiker und Atheisten (!) den zahlenden (!) Kirchenmitgliedern die Plätze in der Christmette weg.

Das kann natürlich nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Hier ist ganz klar die Europäische Zentralbank gefragt, deren Chef Jean-Claude Trichet nach dem vorübergegangenen Hypo-Kelch ja nun wieder besser schlafen kann. Eine europäische Kirchenbankaufsicht sollte installiert werden, die sich - analog zur EU-Finanzaufsicht - in zwei Überwachungsgremien einerseits mit der makro-ökumenischen Ebene (Systemrisiken, wie beispielsweise zu wenig Geld in den Opferstöcken wegen der hohen Zahl Ungläubiger), andererseits mit der mikro-ökumenischen Ebene (Verarmung von Ministranten) lösungsorientiert auseinandersetzt. Wenn noch Kapazitäten übrig bleiben, könnte eine Experten-Arbeitsgruppe vielleicht bis zum übernächsten Advent auch eruieren, wo genau sich jener Punkt befindet, an dem die "Geiz-ist-geil"-Mentalität (oder, mit Brecht gesprochen: das Fressen) im Gehen begriffen ist - und die Moral endlich kommt. (Martin Putschögl, derStandard.at, 17.12.2009)