Bild nicht mehr verfügbar.

Durch die Gasperlenkann der Körper den Alkohol schneller aufnehmen

Foto: APA/Frank Rumpenhorst

Weinheim - An vielen Festtafeln darf ein Glas Sekt oder Champagner an den kommenden Feiertagen nicht fehlen. Warum das perlende Getränk so köstlich ist, erklärt das aktuellen Fachblatt "Chemie in unserer Zeit" anhand ungewöhnlicher Details: Aus dem Kohlendioxid der Bläschen wird auf der Zunge Kohlensäure gebildet - das Kribbeln im Mund geht also auf winzige Verätzungen zurück.

Schnelle Alkoholaufnahme

Die typischen Gasperlen sind auch die Ursache dafür, dass Sekt und Champagner rasch zu Kopf steigen, erklärt Klaus Roth von der Freien Universität Berlin. Die platzenden Bläschen reizen die Magenwände, die dadurch stärker durchblutet werden und in der Folge den Alkohol schneller aufnehmen. Beim Platzen an der Oberfläche im Glas versprühen die Sektperlen außerdem Aromen und andere Verbindungen - was einen großen Teil des sinnlichen Genusses ausmacht.

Schäumendes seit dem 17. Jahrhundert

Umstritten ist laut dem Bericht, wer die Flaschengärung der schäumenden Weine ersann. Die Engländer verweisen auf Christopher Merret, der 1662 vor der königlichen Gelehrtengesellschaft Royal Society über das Verfahren berichtet habe. Für die Franzosen ist der Benediktinermönch Dom Pierre Perignon (1638-1715) der Erfinder. Der Kellermeister verfeinerte den in der Champagne-Region produzierten Schaumwein zu einem Spitzenprodukt und ist verantwortlich für die Flaschengröße von 0,75 Litern. Nach Ansicht des Mönches war dies genau die Menge, die ein "Mann von Welt" zum Abendessen trinkt, schreibt Roth.

Strenge Kontrollen

Mittlerweile sei der Champagner "das wohl am strengsten kontrollierte Getränk überhaupt". Jedes Jahr werde eine maximale Traubenmenge festgelegt. Nur mit Hand geerntete Früchte bestimmter Sorten dürfen verwendet werden, nach dreiwöchiger Vergärung muss der Champagner mindestens 15 Monate stehen. Maximal 350 Millionen Flaschen werden pro Jahr auf diese Weise hergestellt und für viel Geld verkauft. Als Bester unter den Besten gilt laut dem Fachblatt bei vielen Experten der 1928er Krug Collection Champagner. Am 28. März habe eine Flasche davon den Rekordpreis von 15.900 Euro erzielt.

Älter hei´t nicht besser

Anders als bei Wein steige der Wert schäumender Getränke nicht mit dem Alter: "Sekte verlassen die Kellerei ausgereift, ihre Qualität verbessert sich also nicht mit der Lagerzeit, da der CO2-Druck unweigerlich abnehmen muss." Zudem sei die Mischung verschiedener Tropfen bei Sekt keine Schande. Meist werde aus bis zu 80 Weinen unterschiedlicher Sorten, Jahrgänge und Lagen ein sogenannter Cuvee komponiert.

Ein Tipp für alle, die angebrochene Sektflaschen lagern wollen: offen in den Kühlschrank stellen. Ein Silberlöffel im Hals bringt Tests zufolge nichts, das Wiederverkorken mache das Getränk schal und weniger schmackhaft. (APA)