Sizilien ist, wo die Mamma kocht - in Wien macht das die Tante: Padrone Stefano Scarnà (Mitte), Zia Concetta (li.), Zio Fausto (re.).

Foto: Gerhard Wasserbauer
Foto: Gerhard Wasserbauer

Eine Warnung vorweg: In dem kleinen Ecklokal in Wien-Margareten zieht es wie in einem Hasenstall. Wer sich schnell einen steifen Hals holt oder sonstwie an keinem offenen Fenster vorbeikommt, ohne anderntags mit einem Zug aufzuwachen, für den ist die Osteria Mamma Concetta an der bislang eher öden Ecke Ramperstorffergasse und Margaretenstraße bis zum Wiedererlangen menschenfreundlicher Außentemperaturen zu meiden. Alle anderen dürfen sich jetzt schon an der herrlichen Sizilien-Küche erfreuen, inklusive grandioser originaler Cannoli mit Ricotta aus Schafsmilch zum Caffè!

Stefano Scarnà hatte schon einmal ein Lokal in Wien, die Gelateria Donna Alessandra samt angeschlossener Ausspeisung in der eher entlegenen Breitenfurter Straße, wo sich diverse ORF-Stars nach Erledigung der telegenen Pflicht am Küniglberg aber gerne beim Auf-den-Tischen-Tanzen zusehen ließen. Das lag an der authentischen sizilianischen Mamma-Küche, die Scarnà schon damals pflegte und die nun einmal nach reichlich Aperi- wie auch Digestifs verlangt - und am Genuss der ebenso seltenen wie bemerkenswerten Weine, die er aus allerhand ausgesuchten sizilianischen Klein-Cantine importiert.

Wahre Wunderdinge der genuinen Sizilien-Küche

Jetzt hat Scarnà seine Tante Concetta samt Ehemann Fausto aus Sizilien in die Küche beordert, was vor allem Erstere kaum ablehnen konnte, weil schließlich das Lokal nach ihr benannt wurde. Speisekarte gibt es, wie sich das für eine Osteria gehört, nicht einmal der Form halber: Gegessen wird, was die Lieferanten tags zuvor aus den unteren Italo-Regionen herangekarrt haben und Zia Concetta in der offenen Küche zu wahren Wunderdingen der genuinen Sizilien-Küche verarbeitet hat. Salat mit sizilianischen Orangen (das sind die, bei denen sogar die weiße Haut super schmeckt), gebratener Jungzwiebel, sizilianischen Oliven und sizilianisch geräucherter Makrele etwa, ein Antipasto von erhabener Schlichtheit und ebensolchem Wohlgeschmack. Oder Salsiccia und Polpette (das sind diese fantastisch gewürzten Fleischbemmerln, angesichts derer sich das Wort Laberln respekthalber verbietet) mit Erdäpfeln in einer Paradeissauce von geheimnisvoller Würzkraft. Oder Spaghetti allo scoglio mit allem, was die Felsenküste Apuliens an verbotenen Früchten hergibt - jau! Und nachher Caffè del professore aus Palermo und Cannoli, Cannoli, Cannoli. Danke, Tante! (Severin Corti/Der Standard/rondo/24/12/2009)