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Die Putsch-Saison ist ja fast schon wieder vorbei, aber die heurigen Ereignisse werden noch lange für einen bittersüßen Nachgeschmack sorgen. Heuer ganz besonders "in" waren etwa der Aperol-Putsch (in Mailand, gegen Berlusconi), der Bananenputsch (Honduras) und der Cashew-Putsch (Guinea-Bissau).

Umso höher anzurechnen ist es den Kärntnerinnen und Kärntnern, dass sie sich auf eine gute alte Tradition zurückbesannen: den Orangenputsch. Eiskalt genossen, sorgt er für das gewohnte ungute, unaufgeräumte Gefühl im Magen - insbesondere dann, wenn ein Zahnarzthelfer mit von der Partie ist.

Schneller als ein solcher imstande wäre, drei Glühwein zu bestellen, haben die Kärntnerinnen und Kärntner allerdings mit anderen Usancen aufgeräumt. Normalerweise ist die Vorgangsweise nämlich die: erst der Putsch, dann die Opfer. In Kärnten gab es zuerst ein (Unfall-)opfer, und erst danach kam der Putsch.

Jetzt ist es beileibe nicht so, dass wir geschmacklich daran nicht auch die eine oder andere positive Überraschung wahrnehmen könnten. Dass sich die FPK- bzw. FKK-Partie ("Freie Kärntner Kontraputschisten") jetzt beispielsweise eindeutig von der Solarium-Fraktion (BZÖ) unterscheiden lässt, kann nur begrüßt werden.

In dem ganzen Herbergssuch-Dilemma ehemaliger BZÖler droht aber eine wesentliche Frage völlig unterzugehen: Welcher Fraktion gehört der Weihnachtsbaum "Franz" am Wiener Rathausplatz nun an? Gespendet vom Gurker Vizebürgermeister und geschlägert von Landeshauptmann Dörfler persönlich, war die 27 Meter hohe Fichte bis vor kurzem eine gestandene BZÖlerin. Nach dem Orangenputsch ist aber auch dort alles offen. Möglicherweise könnte eine Glühweinvolk-Befragung Abhilfe schaffen. Die Zeit drängt. (Martin Putschögl, derStandard.at, 23.12.2009)