In Höchstform: Martina Stilp.

Foto: Schauspielhaus Graz / Peter Manninger

"Ich muss jetzt so über ihn denken, als sei er tot" , erzählt die ernüchterte Frau im schwarzen Mantel in der kleinen Arena. Sie ist umgeben von Voyeuren, die sich den Reigen von Begehren, Liebe und Verletzungen ansehen.

In Marie Brassards Stück Peepshow, dessen österreichische Erstaufführung Anna-Sophie Mahler auf der Probebühne im Grazer Schauspielhaus inszenierte, spielt sich Martina Stilp in Höchstform durch einen eineinhalbstündigen Monolog: Abgründe dessen, was man landläufig unter dem Sammelbegriff Liebe versteckt, tun sich auf. Stilp erzählt von dem Gefühl, wie sie als umherstreunendes hungriges Tier neue Opfer sucht, schnuppert auf allen Vieren als Hund, berührt als unbedarftes kleines Mädchen, das von Freundschaft erzählt, macht sich mit Aufrisssprüchen ans Publikum heran und erzählt als verführerische, dann wieder verletzte Frau, wie das so ist - mit wollen und gewollt werden, mit täuschen und enttäuschen.

Das Bild vom Rotkäppchen, dessen Geschichte den Abend eröffnet, kehrt wieder: Wolf und Mädchen sind gleichsam Archetypen des Animalischen und des Opfers, das sich vertraut und verletzbar macht. Gerriet K. Sharma generiert die feinen, geheimnisvollen bis naturverwandten Sounds dazu. (cms, DER STANDARD/Printausgabe 19.01.2010)