Wien - Von den 143 neuen Standorten, die sich ab kommendem Schuljahr am Projektmodell Neue Mittelschule (NMS) beteiligen wollen, werden wegen der Schulversuch-Obergrenze von zehn Prozent aller Pflichtschulen rund 80 keine Genehmigung bekommen. Da die ÖVP die heute, Freitag, endende Frist verstreichen ließ, innerhalb derer eine Anhebung der Zehn-Prozent-Grenze vor Beginn der Schuleinschreibung im Februar möglich gewesen wäre, sei man nun "zu einem Vorgehen auf Basis der bestehenden Gesetze gezwungen", so Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) in einer Aussendung.

Das Ministerium könne daher nur rund 60 zusätzliche Standorte für das kommende Schuljahr 20010/11 genehmigen, insgesamt werden dann über 300 Standorte in ganz Österreich die NMS anbieten. Die genaue Festlegung aller genehmigten Standorte soll am Montag durch die zuständige Approbationskommission erfolgen.

SPÖ Oberösterreich will Gipfel zu NMS

In Oberösterreich, Tirol und Kärnten müssen Schulen abgelehnt werden. "Es ist bedauerlich, dass viele Schulen mit hoch motivierten Schülern, Eltern und Lehrern durch die derzeit bestehende gesetzliche Grenze noch nicht Neue Mittelschulen werden können", so Schmied. Bei positiver Entwicklung sei mittelfristiges Ziel "die Einführung der gemeinsamen Schule für alle 10- bis 14-Jährigen".

Die SPÖ Oberösterreich appellierte unterdessen an Schmied, sofort einen Gipfel zur NMS mit Vertretern aller Bundesländer einzuberufen, bei dem eine Möglichkeit gefunden werden solle, alle Bewerber "in qualitativer Form als Neue Mittelschulen" zu genehmigen. Der oberösterreichische SP-Klubobmann Karl Frais kritisierte die ÖVP für ihre "Blockadepolitik", mit dieser werde sie die Schulentwicklung in Österreich auf Jahre bremsen. 

Auch ÖVP-Oberösterreich enttäuscht

Oberösterreichische Politiker sind "enttäuscht" über die Ablehnung von Standorten. ÖVP-Bildungslandesrätin Doris Hummer will jetzt Alternativen erarbeiten. Thomas Stelzer, Klubobmann der ÖVP-Oberösterreich, warf Schmied vor, sie habe das derzeitige Dilemma verschuldet, da sie aufgrund der chaotischen Planung in ihrem Ressort offensichtlich nicht genügend Budgetmittel bis zum Ende der Bewerbungsfrist zur Verfügung stellen habe können. Hummer kündigte an, die Schüler und Lehrer nicht im Stich lassen zu wollen. "Gemeinsam mit den betroffenen Schulen und dem Landesschulrat werden wir Alternativen erarbeiten."

Der Grüne Bildungssprecher und Klubobmann Gottfried Hirz erklärte, gerade in Oberösterreich hätten sich bekanntlich sehr viele Schulen für diesen innovativen Bildungsweg interessiert. "Diese Schulen sind hochmotiviert, alternative Schulmodelle umzusetzen, ihnen diese Möglichkeit nun zu nehmen, ist kurzsichtig und kontraproduktiv", kritisierte er. (APA)