Konzepte wie Ktrak sind schon sehr nahe am Radfahren.

Foto: Werk
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Das Sledgehammer hat zwei Ski montiert und eignet sich bestens zum Freeriden.

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Wenn alles gut ging, hatte ich den Geschmack von Sterz, Milchkaffee und viel Zucker im Mund. Wenn es mittelmäßig ging, schmeckte ich Erde und Blätter, die sich dem Zerfall hingeben. Ging es schlecht, schmeckte ich Eisen und Laubbaum.

Ich ging wohl gerade zur Schule, als mir mein Opa das Ski-Radl schenkte. Er hatte es selbst gebastelt. Auf einen alten Ski montierte er einen Holzrahmen und oben drauf eine Platte, die im hinteren Teil Sitz und im vorderen Haltegriff war. Man konnte das Ski-Radl nicht lenken, aber man konnte damit den Idiotenhügel hinterm Haus runterfahren. Und man konnte mit dem Ski-Rad ein Stück weit den Wald raufgehen, wenn niemand schaute. Wenn alles gut ging, fand man auf der rutschigen Mischung von Schnee und Laub bis runter ins Flache und bekam, wenn man nach Hause kam, ein Abendessen. Wenn es mittelmäßig ging, fand man zwar auch ohne Baumberührung aus dem Wald, fuhr dabei aber mehr am Gesicht bis ins Flache als am Ski-Radl.

Schneidezähne suchen ihren Weg
Der Geschmack von Eisen, der sich im Mund ausbreitet, wenn die Schneidezähne wieder jenseits der Mundöffnung einen Weg ins Freie suchten, begleitete mich durch die Kindheit und vor allem auf meinem Ski-Radl. Dieses trennte sich einmal, als ich Eisen und Holz schmeckte, dauerhaft von mir, von einem Griff und dem Ski. Ich fing bald darauf mit dem Skifahren an. Ich bewunderte aber immer die alten Herren, die richtige Ski-Radln hatten und damit die Skipisten runterfuhren.

Gregor Schuster hatte einen vollkommen anderen Zugang zu den Ski-Bikes. Er baut das Sledgehammer, ein leichtes Ski-Bike, vor allem zum Freeriden: "Meine Leidenschaft gilt dem Mountainbiken, konkret dem Freeriden", erklärt er auf seiner Homepage, über die er sein Sledgehammer vertreibt, "dem Fahren abseits von bevölkerten Strecken in schönsten Landschaften auch unter Extrembedingungen." Und das wollte Schuster auch im Winter machen. Er experimentierte herum, hatte dabei so viel Spaß, dass er diesen Sport bald mehr Leuten zugänglich machen wollte, und deshalb schaute, wie er seine Geräte zu möglichst niedrigen Preisen anbieten kann.

Sledgehammer #1 und #2
Das Sledgehammer #1 ist Schusters Einstiegsmodell. Um 175 Euro bekommt man das leichteste Ski-Bike der Welt: Mit dem Alurahmen wiegt das Bike nur 7,6 Kilogramm. Anders als mein Ski-Radl hat das Sledgehammer zwei Ski, lässt sich lenken und ist hinten gefedert. Wer noch einmal 24 Euro drauflegt, bekommt statt der Stahlfederung einen Öldruckstoßdämpfer.

Etwas mehr, nämlich 249 Euro, kostet das Sledgehammer #2. Es ist vollgefedert, und der vordere Ski schiebt sich, damit man nach Sprüngen oder im spannenden Gelände nicht gleich Schnee frisst, beim Einfedern nach vor. Das Sledgehammer #2 eignet sich noch besser zum Freeriden als das #1, auch wenn Schuster weiß, dass wohl die meisten seiner Ski-Bikes auf diversen Pisten unterwegs sind. Liftfahren ist mit dem Sledgehammer kein Problem, meint er, auch wenn rein rechtlich der Liftbetreiber natürlich die Beförderung verweigern kann. Derzeit verkauft Schuster seine Sledgehammer ab.

Der Ktrak
Noch näher am Radfahren sind Konzepte wie der Ktrak um 529 US-Dollar. Die Amerikaner liefern einen Kit, mit dem man das eigene Fahrrad umbaut. Hinterrad raus, Förderband rein, Vorderrad raus, Ski-Haxerl rein. Mit dem Ktrak kann man dann auch bergauffahren und den Hütten-Germknödel wieder abtrainieren. "Macht mehr Spass als Snowboarden", meint eine Raubkatze in einem Mountainbike-Forum über den Ktrak, "und das heißt was - fahre seit mittlerweile 15 Jahren." Er lässt sich mit dem Lift auf den Berg führen und carvt dann die Piste herunter. Ich bin damals nur Schuss gefahren. Und wenn alles gut gegangen ist, hab ich dann Sterz und Milchkaffee geschmeckt. Kann man sich heutzutage gar nicht mehr vorstellen. (Guido Gluschitsch)