Ein Immobiliengeschäft, das die Justiz beschäftigt: der Büroturm beim Linzer Hauptbahnhof.

(Foto: Wikipedia/Christian Wirth)

Foto: Wikipedia/Wirth

Wien - Fragen über Fragen wirft die Entscheidung der Ex-Minister Karl-Heinz Grasser (Finanzen) und Ursula Haubner (Soziales) auf, Finanzlandesdirektion und Pensionsversicherung in den Terminal Tower Linz einzuquartieren - obwohl diese Büros den Bund deutlich teurer kommen, als ursprünglich budgetiert. Untersuchungswürdig erscheint neben den 200.000 Euro an Provisionen, mit denen die Lobbyisten Walter Meischberger und Peter Hochegger honoriert wurden, der Verkauf der neben dem neuen Linzer Hauptbahnhof gelegenen Tower-Liegenschaft durch die ÖBB.

Der erfolgte am 21. Februar 2006 durch die ÖBB-Immobilienmanagement und brachte der Bahn laut STANDARD-Recherchen lediglich den (laut Experten willkürlich festgelegten und wohlfeilen) Mindestkaufpreis von 5,94 Millionen Euro ein. Käufer der aus mehreren Grundstücken zusammengestoppelten, 5730 Quadratmeter großen Immobilie war die vom Baukonzern Porr und der Raiffeisen Landesbank Oberösterreich eigens für das Turmprojekt gegründete Terminal Tower Immobilien GmbH & Co KEG.

Wohlfeiler Preis

Laut STANDARD-Informationen hält der Verkaufspreis nicht einmal dem in ÖBB-Aufsichtsratsunterlagen angeführten Preisvergleich mit angrenzenden Liegenschaften stand: Der Quadratmeterpreis war mit 1037 Euro zwar deutlich höher als jener, den die Bahn für die Post-Liegenschaften auf dem Linzer Bahnhofsgelände zahlte. Die Post bekam von der ÖBB für ihre Hauptbahnhof-Liegenschaft im Juni 2006 exakt 654,83 Euro pro Quadratmeter.

Der große Unterschied liegt in der Nettonutzfläche. Das Post-Gebäude war zweistöckig, der Terminal Tower hat 24 Stockwerke, 122 Parkplätze und eine oberirdische Nettonutzfläche von 29.000 Quadratmetern. Dass der Preis für das Tower-Grundstück wohlfeil war, lässt sich auch am Optionsvertrag für den auch an der Westbahn gelegenen "Lokalbahnhof" vis à vis des Hauptbahnhofs ablesen: Diese deutlich unattraktivere Liegenschaft wurde von der damaligen ÖBB-Immobilienchefin Michaela Steinacker im Dezember 2007 in einem Optionsvertrag (mit der Raiffeisen gehörenden Böhmerwald Projektentwicklung GmbH) um 17 Prozent höher bewertet als das Tower-Grundstück.

Stutzig macht Beobachter, dass die Eisenbahner, die bereits Ende der 1990er einen Turm am Linzer Bahnhof bauen wollten, das mangels zahlungskräftiger Mieter gegen den Willen der Stadt Linz nicht stemmen konnten.

Chefsachen

Das änderte sich 2005 schlagartig: Bei der ÖBB war der Deal damals Chefsache, also direkt bei Holding-Sprecher Martin Huber angesiedelt. Er war zugleich Aufsichtsratschef des Grundstückseigners ÖBB-Infrastruktur-Bau-AG und der ÖBB-Immobilienmanagementgesellschaft. Offiziell abgewickelt wurde das Projekt von ÖBB-Immo-Chefin Steinacker (mittlerweile bei Raiffeisen).

Sie verhandelten bei Porr mit einem alten Bekannten Hubers: Claus Stadler, enger Mitarbeiter Hubers, als der noch im Porr-Vorstand für Immobilienentwicklung zuständig war. Stadler wechselte im November 2005, also kurz vor Abschluss des Terminal-Deals - erraten - zur ÖBB-Immo-Tochter, wo er Steinacker 2008 als Geschäftsführer beerbte. Mit Horst Pöchhacker, Langzeit-Chef bei Porr, schließt sich der Kreis: Pöchhacker ist seit 2007 Aufsichtsratspräsident der ÖBB-Holding. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1.2.2010)