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Foto: AP/Klaunzer

Das Verhältnis zwischen Schweizern und Deutschen ist so zerrüttet, dass dazwischen nicht mehr bloß das vielzitierte Löschblatt passt, sondern schon eine ganze silbern glänzende Scheibe. An Schweizer Universitäten herrscht bereits seit Monaten eine Stimmung, die nicht nur Alfred Gusenbauer als "pogrom-ähnlich" beschreiben würde, und im topaktuellen Streit um die Steuersünder-CD wird weiter Öl ins Feuer gegossen. Kommt jetzt nach dem Minarett- das Weißwurstverbot?

Einige Schweizer sind jedenfalls um Contenance bemüht, sie wollen die Deutschen wieder gnädig stimmen. Schon als der damalige deutsche Finanzminister Peer Steinbrück im vergangenen Jahr seine Kavallerie gegen die Steueroasen-"Indianer" in Bereitschaft versetzte, schickten sie ihre schönste Blondine als Co-Moderatorin zu Thomas Gottschalk. Als Vorbild dürfte ihnen dabei ausgerechnet der östliche Nachbar gedient haben, der es ja auch irgendwie geschafft hatte, seine schönste Blondine in Deutschland berühmt und beliebt zu machen.

Doch nach dem neuerlichen Zerwürfnis um die "gestohlenen" Bankdaten dürfte eine Hunziker nicht mehr ausreichen, um die Geldflüsse aus deutschen Landen in die Schweiz halbwegs aufrecht zu erhalten. Wie blick.ch berichtet, wurde deshalb bereits ein weiteres Playmate zu einer Schweizer Großbank abkommandiert, um dort am "Deutschland-Desk" gute Figur zu machen.

Allein diese Aktion legt bloß, wie weit die Schweizer bereit sind, zu gehen. Gerüchteweise soll es schon Geheimabsprachen für die Unterstützung eines deutschen Vertreters bei einem wichtigen internationalen Meeting, dem Grand Prix der Volksmusik, gegeben haben. Auch beim Eurovision Song Contest könnte es heuer wieder ein paar Schweizer Punkte für den deutschen Beitrag geben, munkelt man hinter vorgehaltener Hand.

Und auch der Schweizer Ausnahmekünstler DJ Bobo soll sich der neuen Berner Nachbarschaftspolitik unterordnen: Er wird im Sommer durch Deutschland touren, mit einer "gigantischen" sechsarmigen Buddhafigur auf der Bühne, die den Deutschen signalisieren soll: Lasst uns die Hände reichen, Brüder und Schwestern, Geld kann doch niemals für solche Misstöne sorgen. Zu fürchten bleibt jedoch, dass über den Namen von Bobos neuem Album - "Fantasy" - in Berlin schon bald halboriginelle Witzchen gerissen werden. (Martin Putschögl, derStandard.at, 4.2.2010)