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Foto: APA/EPA/Morrison

Die österreichischen Sportlerinnen und Sportler, die heute Abend live im Fernsehen aus Vancouver zurückkehren, haben zwar immerhin 16 mal mehr oder weniger edles Metall geholt. Bei gleichzeitig neun vierten Plätzen wird man freilich nicht umhin kommen, von einer regelrechten Blechsträhne zu sprechen. Dementsprechend groß ist der Unmut im Land ob des Blechschadens. Vor allem der Schiverband soll demnächst (aus)gewechselt werden, und sogar Hobby-Ökonomen fordern in Leserbriefen schon die Rückkehr zum Goldstandard. Die heißeste aller Fragen aber stellen sich Hunderttausende Experten seit Tagen an den Frühstückstischen: Wohin mit dem ganzen Blech? Hier ein paar Vorschläge:

  • Eine Möglichkeit wäre, es beim buchstäblich anstehenden Parlamentsumbau einzusetzen. Das Material, dessen Bezeichnung ja ein beliebtes Synonym für "Topfen" oder "Stiefel" ist, könnte in der tagespolitischen Diskussion im manchmal gar nicht so Hohen Haus für erhebliche Synergieeffekte sorgen ("Sie reden schon wieder Blech, Herr Kollege!").
  • Sollten diverse Menschenrechtsgerichtshöfe etwas dagegen haben, dass das Innenministerium das Blech für den Bau des dritten Erstaufnahmezentrums verwendet, dann könnte vielleicht das Finanzministerium mit ein bisschen Schotter daraus das erste Erstabgabezentrum bauen, exklusiv für Steuerflüchtlinge.
  • Selbstverständlich dürfte auch das Verteidigungsministerium das Blech gut gebrauchen können. Internationale Waffenlobbyisten verspüren ja bei dem Hinweis, dass Österreich zwar ein gutes Dutzend beinahe flugtauglicher Eurofighter, aber noch immer keinen Flugzeugträger hat, seit längerem nur noch Mitleid. Wenn der Steuerzahler den kleinen Rest finanziert, könnte die "ASS Norbert" schon bald elegant beispielsweise über den Wolfgangsee kreuzen.
  • Schließlich könnte sich das ÖOC mit dem Blech bei den Banken dafür erkenntlich zeigen, dass sie beim hemmungslosen Zocken vor der Krise dem olympischen Gedanken gefolgt sind ("Dabeisein ist alles"). Die Kreditinstitute könnten Würstelstände daraus bauen und so den mühsamen Wiedereinstieg in die Realwirtschaft in Angriff nehmen. Das Image des eher weniger attraktiven Ranges dürfte damit jedenfalls ein für alle Mal überwunden sein, sodass man in Zukunft nur noch vom "dankbaren vierten Platz" sprechen wird müssen. (Martin Putschögl, derStandard.at, 2.3.2010)