Als die Präsidentschaftskandidatin der FPÖ, Barbara Rosenkranz, 1976 die Schule verließ, sollte es noch sechs Jahre dauern, bis Falco sein "Nie mehr Schule" herausbrachte. Vorweggenommen hat Rosenkranz Falcos Hymne sinngemäß aber schon damals allemal: Eigenen Angaben zufolge hat sie nämlich danach praktisch nichts mehr dazugelernt. Bezüglich der Existenz von Gaskammern etwa habe sie "das Wissen, das man zwischen 1964 und 1976 in der Schule vermittelt bekam", sagte die Kandidatin vor einer Woche.

Manche Beobachter sehen darin ein großes Problem und halten sie deshalb für keine geeignete Präsidentin. Hier darf allen Beteiligten aber ruhig etwas mehr an Flexibilität abverlangt werden. Profunde innenpolitische Experten wissen das und haben ihren Fokus längst darauf verlegt, wie Rosenkranz ihr operatives Tagesgeschäft in der Hofburg anlegen könnte. Beispielsweise wird in diesen Kreisen schon lebhaft diskutiert, wie sie sich zur drängendsten innenpolitischen Frage der kommenden Jahre, der Inbetriebnahme des Kernkraftwerks in Zwentendorf, positionieren wird. Ein Routineauftritt dürfte dagegen die Verabschiedung der österreichischen Sportler zu den XXI. Olympischen Sommerspielen in Montreal werden.

Als wenig wahrscheinlich gilt wiederum, dass Rosenkranz - deren außenpolitisches Profil durchaus noch formbar erscheint - ihr ganzes Gewicht für ihre inhaftierte argentinische Amtskollegin Isabel Martinez de Peron in die Waagschale werfen wird. Ebenso halten Kenner ihre Teilnahme an der Eröffnung des Ost-Berliner Palastes der Republik für ausgeschlossen. Als Fixtermin gelten dafür die Feiern zum 200. Unabhängigkeitstag der USA, wo Rosenkranz auch erstmals mit dem amtierenden UNO-Generalsekretär Kurt Waldheim zusammentreffen dürfte.

Ob Rosenkranz mit ihrem recht extremen Mann, dem künftigen "Ersten Gatten" Horst, sowie den zehn Kindern Erltrud, Kriemhild, Notburga, Radegund, Thora, Wernhild, Ansgar, Brandolf, Ortger und Wolfhard (Namen von der Redaktion geändert) in die Präsidenten-Villa nach Döbling übersiedeln wird, ist noch offen. Sowohl freiwillige als auch unfreiwillige Satiriker sind sich aber längst einig: Eher stürzt die Reichsbrücke ein, als dass sich Barbara Rosenkranz als schlechte Präsidentin entpuppt. (Martin Putschögl, derStandard.at, 11.3.2010)