Graz - "Ich bin Leib und Seele Nazi, und ich weiß mit Sicherheit: für mich kann's nix Schöneres geben, ich bleib Nazi für alle Zeit!", lautet eine Zeile aus einem Lied der Band Agiator. Diese spielte 2007 ein Konzert in der Silvanabar in Mariazell, bei dem Hans Ploderer, der FP-Spitzenkandidat von St. Sebastian (Bezirk Bruck an der Mur) für die Gemeinderatswahl am 21. März, fotografiert wurde - in einem T-Shirt, auf dem "Skinhead Steiermark" stand.

Wie berichtet veröffentlichten die Grünen am Mittwoch Fotos vom mittlerweile gelöschten Facebook-Profil Ploderers und der Homepage der Bar, die von der Jugendreferentin der FP-Ortsgruppe geführt wird. Für die Grünen-Landtagsabgeordnete Edith Zitz "versinkt die Mariazeller FPÖ tief in der Neonazi-Szene" . Anders sieht das der Landesparteichef der Steirer-FP, Gerhard Kurzmann, Spitzenkandidat für die Landtagswahl im Herbst: "Ich war im Februar in der Silvanabar, und da waren weit und breit keine Neonazis zu sehen. Da waren nur 15- bis 16-jährige Mädchen, die getanzt haben" , erklärt der 57-Jährige im Standard-Gespräch, "ich habe eine kurze Rede gehalten und dann mit ihnen über ihre Probleme geredet, bis eins in der Früh."

"Keine Stasi-Methoden"

Auch Ploderer, der mit ihm ebenfalls auf einem Foto zu sehen ist, kenne Kurzmann nicht gut. "Wir haben keine Stasi-Methoden, wenn junge Leute Mitglieder werden wollen, durchleuchten wir nicht alle." Ob er nach dem Auftauchen der Bilder Ploderer kontaktiert habe? "Ja, ich hab ihn heute früh angerufen, aber sein Handy war aus."

Heute, Freitag, werde er jedenfalls einen Bericht des zuständigen Bezirksobmannes bekommen. "Ich glaube, dass unsere Bezirksobmänner unsere Bezirke fest im Griff haben, und wir haben verschiedene Maßnahmen in unserem Sanktionsregime, wenn jemand die Spielregeln bricht" .

Dass im Mai 2009 Mitglieder des Rings freiheitlicher Jugend (RFJ) am Grazer Hauptplatz den Hitlergruß "übten" und wenig später im amikalen Gespräch mit Kurzmann fotografiert wurden, relativiert dieser: "Ich war damals mit H.-C. Strache auf der Bühne und habe nicht gesehen, was hinten passiert ist." Jedoch baten ihn später "junge Burschen, die ich nicht gekannt habe, sondern mit denen ich unterwegs war" , mit ihnen ein Bier zu trinken. Der wirkliche Skandal sei dann passiert: Der "linke Mob" hätte den Burschen Angst gemacht, sodass sie sich in das Polizeiwachzimmer in der Schmiedgasse flüchten wollten. Doch die Polizei verweigerte ihnen den Zutritt. Er selbst sei nicht geflohen, betont Kurzmann: "Ich war beim Heer, ich kann mich verteidigen. Wenn mich so ein linker Lümmel attackiert, dann wird das für ihn problematisch."(Colette M. Schmidt, DER STANDARD, Print-Ausgabe)