Frauen in Führungspositionen: Monika Langthaler-Rosenberg (Brainbows Informationsmanagement), Ulrike Baumgartner-Gabitzer (Verbund), Beate Hartinger (Deloitte), Brigitte Ederer (Siemens), Henriette Egerth (Forschungsförderungsgesellschaft).

 

Foto: Robert Newald

"Die freundliche Art hat Frauen noch nicht wirklich weitergebracht" , sagt Ulrike Baumgartner-Gabitzer, Mitglied des Vorstandes im Verbund, bei der Podiumsdiskussion am Weltfrauentag zum Thema "Starke Frauen: Die neue Macht in Politik und Wirtschaft" bei Deloitte in Wien. Zwar sind im öffentlichen Sektor Frauen stärker vertreten als in der Wirtschaft. Von einem ausgewogenen Geschlechterverhältnis sei man aber auch in der Politik noch weit entfernt, so eines der Ergebnisse der Studie Paths to Power: A Model for the Future of Women in Government von Deloitte.

"Mit 27,3 Frauen im Nationalrat belegt Österreich den 30. Platz in der Studie und liegt damit zwischen Mexiko und Afghanistan" zitiert Gundi Wentner, Partnerin bei Deloitte, aus der Studie. Neben den konservativen Strukturen diagnostiziert Monika Langthaler-Rosenberg, Geschäftsführerin von Brainbows Informationsmanagement und ehemalige Nationalratsabgeordnete, ein starkes Beharrungsvermögen als Verhinderungsgrund. "Es verändert sich nichts, und Männer haben kein Interesse, von ihrer Macht etwas abzugeben" , sagt sie und spricht sich klar für eine Quotenregelung aus. "Es gibt auch genug ‚Quotenmänner‘, die durch ihre Netzwerke auf bestimmte Positionen gekommen sind" , meint Langthaler-Rosenberg.

Den Druck erhöhen

Für jegliche Art von Druckmittel ist Brigitte Ederer, Vorsitzende des Vorstandes von Siemens Österreich. Während ihrer politischen Zeit war sie skeptisch gegenüber Quoten, heute meint sie, dass ohne verbindliche Regeln leider nichts weitergehe. Dabei liege es aus ökonomischer Sicht auf der Hand, mehr Frauen in Schlüsselpositionen zu etablieren. "50 Prozent der Kundschaft sind weiblich - die Unternehmen, die sich darauf nicht einstellen, werden es schwerer haben" , meint Ederer, und erst eine gute Mischung mache den Erfolg aus.

"Nicht gegenseitige Konkurrenz, sondern eine besondere Solidarität sollte uns Frauen auszeichnen", meint Baumgartner-Gabitzer. Frauenfeindlichkeit komme oft subkutan, und die wegzustecken erfordere viel Kraft, und dafür brauche es auch gegenseitige Unterstützung.

"Männer bewerben sich, Frauen müssen gefragt werden, wenn es um Führungspositionen geht. Das ist der Unterschied" , sagt Henrietta Egerth, Geschäftsführerin der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG), und wünscht sich von Frauen mehr Mut und Selbstbewusstsein. "Frauen unterschätzen ihren Wert" , ergänzt sie.

Die Ausrede, dass man keine geeigneten Kandidatin für wichtige Positionen finde, lässt Egerth nicht gelten. "Schon das Bildungsniveau spricht klar für Frauen." Aber nur eine Frau, beispielsweise im Aufsichtsrat, sei für eine nachhaltige gesellschaftliche Veränderung ohnehin zu wenig, so Egerth.

"Ich hatte nicht nur Mentorinnen und Mentoren. Wir sind auch das Ergebnis von Kränkungen" , gibt Ederer zu und sieht im traditionellen Rollenbild einen wesentlichen Aspekt der Ungleichverteilung. "Denn wenn eine Frau keine Kinder haben will oder sich nicht um die kranke Mutter kümmern kann, wird ihr ein schlechtes Gewissen gemacht" , so ihre Erfahrung.

Es sei aber auch eine Frage des Sich-antun-Wollens, denn Karriere zu machen habe einen Preis, so Ederer. Ihr Rat an junge Frauen: Neben Leidenschaft brauche es auch Gelassenheit schon in jungen Jahren. "Denn den Job, den man wirklich anstrebt, bekommt man nicht durch Verbissenheit." (Gudrun Ostermann, DER STANDARD/Printausgabe 13.3./14.3.2010)