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René Obermann wird den Frauenanteil in der Telekom erhöhen.

Foto: APA/AP/Hermann J. Knippertz

Frauen sind auf dem Vormarsch und erobern nun auch die Chefetage. In Deutschland trifft diese Beschreibung erst auf ein Topunternehmen zu - und das auch erst in Zukunft. Doch immerhin: Die Deutsche Telekom ist das erste im Deutschen Aktienindex (DAX) notierte Unternehmen, das eine Frauenquote einführt. Bis 2015 sollen weltweit 30 Prozent aller Führungspositionen mit Frauen besetzt werden. "Das ist kein Diktat einer falsch verstandenen Gleichmacherei. Es ist ein Gebot der gesellschaftlichen Fairness und vor allem eine handfeste Notwendigkeit für unseren Erfolg", sagt Telekom-Vorstandschef René Obermann.

Voll des Lobes für die Telekom ist Familien- und Frauenministerin Kristina Schröder (CDU). Sie hofft, dass nun viele Firmen dem Beispiel des Bonner Kommunikationskonzerns folgen. Denn eine gesetzliche Frauenquote ist für Schröder nur die Ultima Ratio. "Die nötigen Veränderungen erreichen wir nur mit Unterstützung der Wirtschaft und nicht gegen sie", ist sie überzeugt.

Dafür sind allerdings noch einige Mühen nötig. Derzeit beträgt der Frauenanteil laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in den Vorständen der 200 größten Unternehmen gerade mal bescheidene 2,5 Prozent. In den Vorstandsbüros der DAX-Konzerne sind Frauen eine so rare Erscheinung wie Schnee im Juni: Es gibt nur eine einzige, nämlich Barbara Kux, Personalvorstand bei Siemens.

Sie bekommt jetzt aber "Verstärkung". Der Softwareriese SAP kündigte am Donnerstag an, dass auch in seinen Vorstand eine Frau einziehen wird: Die Unilever-Managerin Angelika Dammann. Doch es ist zu befürchten, dass die beiden Pionierinnen und die künftigen Telekom-Chefinnen auf absehbare Zeit unter sich bleiben. Denn in anderen Unternehmen ist das Interesse an Frauenförderung gering. 84 Prozent der börsennotierten Unternehmen lehnen eine Frauenquote schlicht ab.

Die Realität beschreibt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB). Frauen hätten eher Chancen auf den Chefsessel, wenn es sich um Gastronomie, Friseure und Reinigungsbetriebe handelt. Und: "Wo es um wirtschaftliche Macht geht, sind Frauen wenig vertreten." (Birgit Baumann aus Berlin/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.4. 2010)