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Genug "Genug gestritten": Gefühlte hundert Jahre nach der Zwangsverpartnerung der Herren Faymann und Pröll schieben sie die Müßiggänger - also den jeweils anderen - beiseite und gehen sich an die Wäsche. Beim Budget brennt nur bei der Bankenabgabe dieselbe Glut im Kraterherde, darüber hinaus dringt nichts zum Durchbruch, schon gar nicht mit Macht.

Der in Wien-Liesing groß gewordene Kanzler wacht auf, will die Verdammten dieser Erde - Vermögende, Finanzhaie und Manager - höher besteuern und so der Reichen Pflicht nicht länger leeres Wort sein lassen. Sein im Weinviertel zur Regierungsreife herangezüchteter Vize - der schon einmal mit einem Bedränger reinen Tisch gemacht hat, nun aber leider das leere Wort der armen Rechten nicht erkennt - hat allerdings schon längst seinen eigenen Gott, Kaiser und Tribun ausgemacht: den kleinen Pendler von der Straße. Diesen will er mit der Anhebung der Mineralölsteuer den mächt'gen Geiern nachhaltig zum Fraß vorwerfen, auf dass dem Ökosteuersystem die Sonn' ohn' Unterlass scheine. Laut Faymann zwingt man den Pendler aber schon jetzt zum Hungern, damit er sich die tägliche Einberufung ins Heer der Sklaven überhaupt leisten kann.

Anders als in einem bekannten Sinnspruch scheinen weder Faymann noch Pröll in der Lage zu sein, nachzugeben. Untragbar groß wäre die Schmach, ein Nichts zu sein. So hören sie die Signale nicht, gießen weiter Öl ins Feuer, nennen sich zunächst unmündig, bald Knechte. Und schon ist nicht mehr das Wohlergehen der Arbeitsleut' in Stadt und Land, und auch nicht der Raben Fraß, sondern das Menschenrecht auf Würde heiß umkämpft. Pröll drängt es dann plötzlich dazu, die Citymaut - die die Wiener in einer Volksabstimmung ablehnten - per Bundesgesetz einzuführen. Aber nur in Wien-Liesing, und nur falls sich höh're Wesen der (bald nur noch zweit)stärksten der Partei'n im Fond befinden. Faymann könnte sich zunächst mit einer Tennisplatzabgabe für niederösterreichische Landwirte, dann mit einer Gehsteigabnützungsgebühr für Krückengeher im Weinviertel revanchieren. Denn längst ahnen sie: Sich aus diesem Elend zu erlösen, das können sie nur selber tun. Auf zum letzten Gefecht! (Martin Putschögl, derStandard.at, 16.4.2010)