Hart, aber fair: Ö3-"Mikromann" Tom Walek (hier mit der deutschen Berufsprominenten Gina-Lisa) verwirrt Prominente wie Passanten gerne mit einfachen Fragen.

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Wien – Der Eklat zwischen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und dem ORF wegen der Sendung "Am Schauplatz" findet nun eine groteske Fortsetzung – diesmal in kleinerem Maßstab. Ein Beitrag des Ö3-"Mikromanns" Tom Walek sorgt in der oberösterreichischen FPÖ-Zentrale für Aufregung.

Aber der Reihe nach: Der Ö3-"Mikromann", sagt die Eigenwerbung, "lauert auf den Straßen seinen Opfern auf", um ihnen "vermeintlich einfache Fragen" zu stellen. "Und das Schlimmste", so das Intro zur kurzen Comedy-Sendung auf dem Radiosender: "Es kann jeden treffen." Diesmal traf "Mikromann" Walek zufällig die FPÖ.

"Für welches Amt kandidiert die Bundespräsidentschaftskandidatin Barbara Rosenkranz?", fragt der Mikromann eine Passantin in Wien. "Für welche Partei?", fragt die Frau zurück und gesteht dann, dass sie das "eigentlich wissen sollte". Sie sei ja schließlich nicht nur bei der FPÖ, sondern diene ihrer Partei darüber hinaus auch als "Jugendreferentin", lacht sie.

"Heinz Fischer? Bundeskanzler!"

"Gehört habe ich schon von der Rosenkranz", aber: "Was macht die?", denkt sie laut nach. "Sie ist Bundespräsidentschaftskandidatin", greift Walek ein und hakt noch einmal genau nach: "Für welches Amt kandidiert sie also?". Gekicher. "Das trau' ich mich jetzt nicht sagen", sagt die Funktionärin, nach eigenen Angaben "aus Wels". Ebenso wenig wisse sie, wer derzeit Präsident oder Kanzler sei. "Jetzt wird's peinlich", gesteht die Oberösterreicherin. Der Ö3-"Mikromann" kommt ihr ein Stück weit entgegen: "Machen wir's einfacher: Ich nenne zwei Namen: Josef Pröll oder Werner Faymann." "Na", kontert die FPÖ-Funktionärin, "der Erste." Wobei: "Mir sagen jetzt beide Namen gar nichts."

Heinz Fischer? "Der sagt mir schon was!", freut sie sich. "Ich glaub', das ist er." Genau: Fischer, der sei Bundeskanzler. Das Interview ging am Freitag auf Sendung, der Mitschnitt breitete sich schnell im Netz aus, Grundton: "Mikromann" kriegt FPÖ-Jugendreferentin vors Mikro und deckt deren Ahnungslosigkeit in tagespolitischen Fragen auf. Doch wenig später empörten sich die Welser Blauen, dass die angebliche blaue Jugendreferentin gar nicht ihre Jugendreferentin sei.

"Wissen ja selbst nicht, wer da redet"

Was stimmt nun? "Ich habe sie noch zweimal gefragt, ob sie tatsächlich Jugendreferentin sei, und sie hat beide Male 'Ja' gesagt", beteuert "Mikromann" Tom Walek gegenüber derStandard.at. In der Version, die auf Sendung ging, sei nur mehr zu hören gewesen, dass sie bei der FPÖ sei. Die erste Version aber, die online gestellt wurde, hatte die Passage mit der Selbstbeschreibung "Jugendreferentin" noch beinhaltet. Walek bestätigt derStandard.at, dass diese Version bereits wieder entfernt wurde. (Im entsprechenden "YouTube"-Video firmiert die Interviewte noch unter falscher Bezeichnung.)

Clemens Hubmer, Obmann des Ring Freiheitlicher Jugend (RFJ) in Wels, meint zu derStandard.at: "Es ist kein Wunder, dass niemand weiß, wer die Dame ist. Wir wissen ja selbst nicht, wer da redet." Es gebe praktisch keine Frauen in leitenden Positionen bei der FPÖ Oberösterreich, auch nicht beim RFJ. Hubmer sagt, er selbst habe keinen Kontakt zum ORF aufgenommen, dass aber FPÖ-Landesparteiobmann Manfred Haimbuchner "relativ sauer" sei und dass dieser am Montag "zumindest eine Richtigstellung" vonseiten des ORF haben wolle.

Unwissende Bezirksfunktionärin

Silke Lackner, FPÖ-Landtagsabgeordnete, Bezirksparteiobmann-Stellvertreterin in Wels und ehemaliges Landesvorstandsmitglied des RFJ, reagierte Samstagabend verärgert: "Wir haben uns das Tonband mehrmals angehört, aber niemandem kommt diese Stimme bekannt vor", erzählt sie derStandard.at. Der tatsächliche Jugendreferent der FPÖ Oberösterreich heißt laut Lackner nämlich Philipp Machacek.

Der blaue Verschwörungsverdacht gegen das ORF-Radio läuft freilich ins Leere. Denn: Die junge Frau im "Mikromann"-Mitschnitt ist tatsächlich FPÖ-Funktionärin. Sie kommt aber nicht aus Wels, wie sie selbst sagte, sondern aus der Gemeinde Pennewang in Wels-Land und heißt Catrin K. Und in ihrem Bezirk – nicht im Bezirk Wels – fungiert die 26-Jährige auch als Jugendsprecherin. (Im 860-Einwohner-Ort Pennewang sitzt sie allerdings nicht einmal im Gemeindrat.) Dass es sich bei der Ö3-Aufzeichnung um Catrin K. handelt, geistert mittlerweile durch mehrere Weblogs und wurde auch gegenüber derStandard.at bestätigt. (Anna Giulia Fink, Lukas Kapeller/derStandard.at, 19.4.2010)