Joseph Roths Familientragödie "Hiob" wird in Linz zum intensiven Theatererlebnis.

Foto: Theater Maestro / Pölzl

Linz - Joseph Roth erzählt in Hiob die Leidensgeschichte des Lehrers Mendel Singer, eines orthodoxen Juden, der von persönlichem Schicksal und dem Weltgeschehen gebeutelt wird. Sein epileptischer Sohn Menuchim ist erduldete Bürde und wehrloser Spielball seiner Geschwister.

Jürgen Heib, Leiter des integrativen KuK-Theaters, bringt Roths Roman auf die Bühne. Mit einem Ensemble aus professionellen Schauspielern und Klienten des Sozialvereins Pro mente gerät die knapp zweistündige Aufführung zu einem intensiven Erlebnis. Zunächst ist alles düster. Singers Armut wird durch fahles Licht und gedeckte Farben der kargen Ausstattung (Bühne: Georg Lindorfer) skizziert. Heib verlegt sich vorerst auf eine starre und straffe Erzählung der Geschichte, die manchmal zu tonlos ausfällt.

Im Kontrast dazu steht Hälfte zwei, in der Tochter Mirjam (Helene Schober) und Sohn Sam (Daniel Ruben Rüb) aufblühen, das Bühnenlicht verheißt eine strahlende Zukunft. Sam hat sich durch Emigration dem russischen Militärdienst entzogen und holt die Familie nach New York nach. Zurück bleiben jedoch Menuchim (David Chuntschukaschwili) und sein Bruder Jonas (Christian Scharrer) als russischer Soldat. De Erste Weltkrieg zerreißt die Familienbande.

Singer (Herbert Wagner) hört die Botschaft der sich verändernden Zeiten wohl, allein, in der neuen Heimat findet er sich nicht zurecht, die Familie zerfällt. Schließlich fehlt auch dem großen Dulder Mendel der Glaube an die göttliche Gerechtigkeit. Erst als Menuchim als Stardirigent gesund wiederkehrt, ist ein versöhnliches Ende in Sicht - dies erweist sich allerdings als trügerisch, entpuppt sich doch die finale Epiphanie Mendels bloß als schnöde Leuchtreklame. (Wolfgang Schmutz, DER STANDARD/Printausgabe, 04.05.2010)