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Grafik: APA

Wien - Der Ministerrat am Dienstag hat eine Verordnung beschlossen, die Zugangsbeschränkungen gemäß dem Notfallparagrafen des Universitätsgesetzes für das Publizistikstudium ermöglichen. Für das Studium der Publizistik- und Kommunikationswissenschaften bedeutet die Verordnung einen Wegfall von rund 40 Prozent der Anfänger-Studienplätze im Vergleich zum laufenden Studienjahr. Insgesamt werden laut Verordnung im kommenden Studienjahr 1.529 Personen ein Publizistik-Studium beginnen dürfen - 1.123 in Wien, 226 in Salzburg und 180 in Klagenfurt. Im Wintersemester 2009/10 haben dagegen laut Zahlen des Wissenschaftsministeriums 2.348 Personen ein Publizistik-Studium angefangen (1.641 in Wien, 522 in Salzburg und 185 in Klagenfurt). 

Beinahe Halbierung der Plätze in Salzburg

Am härtesten dürfte das künftige Aufnahmeverfahren an der Uni Salzburg werden: Allein im Wintersemester 09/10 (ohne Sommersemester) begannen dort 522 Personen ein Publizistik-Studium - im kommenden Studienjahr ist die Zahl der Plätze auf 226 beschränkt, das ist weniger als die Hälfte. An der Uni Wien sinkt die Zahl der Studienanfänger von 1.641 (Wintersemester 09/10; ebenfalls ohne Sommersemester) im kommenden Studienjahr auf 1.123. Wenig Auswirkungen gibt es dagegen in Klagenfurt: Aus den derzeit 185 Studenten 2009/10 (ohne Sommersemester) werden dann 180.

Die ersten Aufnahmeprüfungen werden an allen drei Universitätsstandorten gleichzeitig Mitte September stattfinden. Abgefragt werde dabei eine Mischung aus allgemeiner Studierfähigkeit und Fachkompetenz, so der Vizerektor der Universität Salzburg und Koordinator des gemeinsamen Antrags für die Platzbeschränkungen, Rudolf Mosler, gegenüber der APA. Das Auswahlverfahren werde an den drei Unis "zumindest ähnlich, wenn nicht sogar gleich sein".

Keine Quotenregelung wie in Medizin

Die Auswahl der Publizistik-Studienanfänger funktioniert damit vom System her ähnlich wie jenes für die Medizin-Studienanfänger. Die Abwicklung des Tests am gleichen Tag garantiert, dass Studenten nicht an mehreren Unis ihr Glück versuchen können. Wer den Test schafft, kann Anfang Oktober regulär mit dem Publizistik-Studium beginnen. Eine Quotenregelung wie in der Medizin wird es jedoch nicht geben: Ausländische und österreichische Publizistik-Studenten rittern also gleichberechtigt um die Plätze. Am höchsten ist der Ausländeranteil bei den Publizistik-Studienanfängern derzeit an der Uni Salzburg: Heuer waren 47,5 Prozent Ausländer, allein 41 Prozent Deutsche. An der Uni Wien beträgt der Ausländeranteil 28 Prozent, 18 Prozent sind Deutsche. An der Uni Klagenfurt sind 18 Prozent der Publizistik-Anfänger Ausländer, elf Prozent Deutsche.

Karl: Notfallparagraf birgt Rechtsunsicherheit

Auf die Frage, ob die Studieneingangsphase Neu ein Ersatz für den sogenannten Notfallparagrafen im UG sein solle, meinte Wissenschaftsministerin Beatrix Karl: Dieser habe sich als unzureichend erwiesen und berge außerdem Rechtsunsicherheit. Es brauche aber Klarheit und Transparenz für die Studierenden und Planbarkeit für die Universitäten, Knockout-Prüfungen seien unfair. Karl will noch vor dem Sommer eine Einigung bei der Neugestaltung der Studieneingangsphase erzielen. Wirksam werden soll die neue Regelung erst ab dem Studienjahr 2011/2012, erklärte Karl am Rande des Ministerrats, denn die Unis bräuchten Zeit für die Umsetzung. Bildungsministerin Claudia Schmied (SPÖ) betonte, dass es für eine Beurteilung des Vorschlags noch viel zu früh sei, denn man stehe erst am Beginn. Klar sei für sie, dass der Zugang zu den Hochschulen frei bleiben, aber auch geordnet werden müsse. 

Dass am Ende der Studieneingangsphase Neu nur eine Prüfung über den Erfolg entscheidet, könne sie sich nicht vorstellen, so Schmied. Karl verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass es verschiedene Modelle gebe, etwa mehrstufige Verfahren, auch könne man auf die Besonderheiten der einzelnen Studienrichtungen eingehen und den Unis Spielraum geben. Sie könne sich auch vorstellen, dass es bei einzelnen Studien durchaus eine Festlegung der Studienplätze geben könnte. Dass dies einem Knockout-System gleichkommen könnte, wies die Wissenschaftsministerin zurück. Es gehe um ein qualitatives Aufnahmeverfahren, das Ziel seien nicht weniger Studenten, sondern eine bessere Verteilung, denn derzeit würden 60 Prozent der Studierenden zehn Prozent der Fächer wählen.

Opposition und ÖH gegen Beschränkungen

Generell gegen Zugangsbeschränkungen an den Universitäten sprechen sich Opposition und Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) aus. FPÖ-Wissenschaftssprecher Martin Graf verlangte in einer Aussendung, dass die "einzige Voraussetzung für ein Studium in Österreich die Matura bleiben" müsse. Sein grünes Pendant Kurt Grünewald ortete ein "Uni-Desaster" der Regierung, für das die Studenten büßen müssten, und die ÖH will sich "gegen das geplante Knock-out System mit allen Mitteln wehren".

(APA/red, derStandard.at, 4.5.2010)