Mit Zugangsbeschränkungen alleine seien Probleme noch lange nicht gelöst, waren sich Rektor Bast und Rektor Sünkel einig.

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Eine "besorgniserregende" Entwicklung sehen die österreichischen Rektoren in der Bildungspoltik und Wissenschaftspolitik der vergangenen Monate. Von den Zielen, die Ausgaben für Forschung (auf 3 Prozent des BIP), den tertiären Bildungssektor (auf 2 Prozent des BIP) und Grundlagenforschung (auf 1 Prozent des BIP) zu erhöhen, sei man offensichtlich wieder abgekommen. So wurden die dazu festgehaltenen Absichtserklärungen des Nationalrats und der Bundesregierung "stillschweigend" aus dem jüngsten Strategiebericht zum Bundesfinanzrahmengesetz "eliminiert". 

Der Zug fährt nun offensichtlich in die andere Richtung, soll doch das Wissenschaftsministerium zwischen 2011 und 2014 jährlich 1,3 Prozent des Budgets einsparen. "Diese Entwicklungen sind alle parallel zum Hochschuldialog passiert. Wen wundert es noch, dass die Universitätenkonferenz den Hochschuldialog nicht mehr ernstnehmen kann", sagte Rektorenchef Hans Sünkel bei einer Pressekonferenz. Es gebe derzeit in Österreich einen "Tritt auf die finanzielle Bremse": "Das kann nicht gut gehen", so die Rektoren. Deshalb gebe es eine "ernstgemeinte Einladung" an die Regierungsspitze, "so rasch wie möglich" in Gespräche einzutreten. "Und zwar nicht in 50-Personen-Runden", meinte Sünkel in Anspielung auf den Hochschuldialog.

"Schöne Worte, aber keine Taten"

Gerald Bast, Rektor der Universtät für angewandte Kunst Wien, brachte seinen Ärger auf den Punkt: "Wir haben das beständige Herumlavieren satt." Die Rektoren würden ständig "schöne Worte" hören, allerdings keine Taten sehen. "Sobald dann ein Ranking veröffentlicht wird, wird mit dem Zeigefinger auf uns gezeigt und uns das Vorbild "Fachhochschulen" vorgehalten", sagte Bast. Diese erhalten aber im Gegensatz zu den Universitäten eine studienplatzbezogene Finanzierung.

Die Probleme an den Universitäten sind nach Ansicht der Rektoren mit Zugangsregelungen alleine nicht zu lösen. "Ein Einfrieren der Studierendenzahlen bedeutet nur das Einfrieren des Problems", so Bast. Die Regierung hätte nur zwei Handlungsmöglichkeiten: "Entweder die Unis bekommen mehr Geld, oder die Studierendenzahlen müssen gezwungenermaßen massiv heruntergefahren werden." Wenn zweiterem der Vorzug gegeben werden würde, "setzen wir die Zukunft aufs Spiel", kritisiert Sünkel.

Ansturm aus Bayern

Indessen werden die österreichischen Universitäten im nächsten Jahr eine weitere Herausforderung bewältigen müssen. In Deutschland wird die neunte Schulstufe abgeschafft, daher stürmen im nächsten Jahr gleich zwei Jahrgänge die Universitäten. Im Falle Bayern sind dies 38.000 zusätzliche Studierende im nächsten Jahr. "Drei Mal dürfen Sie raten, wo diejenigen ihre Heimat suchen werden, die aufgrund des Numerus Clausus abgelehnt werden", fragte Rektorenchef Sünkel.

Die Konsequenz ist auch für die Rektoren eine "sanfte Umverteilung der Studierendenströme". Von flächendeckenden Zugangsbeschränkungen wollen Sie nicht sprechen. "Bei Beschränkungen muss man sich immer fragen, wohin jene gehen, die die Hürden nicht überstehen." Einigen wenigen Unviersitäten würden durch die Beschränkungen Vorteile entstehen, "die anderen Unis erben dann die Nachteile."

Studiengebühren von Nachfrage abhängig machen

In vielen Studienfächern gibt es außerdem einen Absolventenmangel. Sünkel plädiert deshalb im Gespräch mit derStandard.at für entsprechende Anreize, auch monetärer Art: "Wer ein Fach studiert, wo dringend Leute gebraucht werden, zahlt dann zum Beispiel weniger oder gar keine Studiengebühren." Viel Energie sollte das Ministerium in Informationsoffensiven an den Schulen stecken, um die Studienwahl zu erleichtern: "In den Schulen haben die Jugendlichen ungefähr zehn Schulfächer, Bachelorprogramme gibt es an den Unis 300. Klar, dass den meisten der Überblick fehlt."

Beatrix Karl ließ bei ihrer Pressekonferenz ähnliche Ziele verlautbaren, wie die Rektoren: Etwa die Erhöhung der Akademikerquote, eine Senkung der Drop-Out-Quote, eine Umleitung der Studentenströme auf derzeit weniger frequentierte Fächer sowie eine Erhöhung der Zahl der Fachhochschul-Studienplätze und der Jobs in der Forschung. Ihr Ansatz, wie dies zu erreichen sei unterscheidet sich jedoch fundamental von jenem der Rektoren: Viele dieser Maßnahmen würden nicht mehr Mittel erfordern, sondern "mehr Kreativität", betonte Karl. (APA/Teresa Eder/derStandard.at, 06.05.2010)