Thomas Mair: "Ein Gebäude, das in London umweltbewusst, emissionsarm und gesundheitsverträglich errichtet ist, ist nichts zwangsweise genauso grün, wenn es in Südamerika oder Australien steht."

Foto: ATGA

Im Rahmen des ATGA-Kongresses sprach Thomas Mair über die Bedeutung von Green Buildings. Wojciech Czaja erfuhr, warum es weltweit mehr als 25 unterschiedliche Gebäudezertifikate gibt.

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STANDARD: Was genau ist ein Green Building?

Mair: Es gibt keine klaren Definitionen. Man geht bei Green Buildings davon aus, dass die Betrachtungsweise nicht ausschließlich auf die Energieeffizienz abzielt, sondern dass auch ökologische, ökonomische und soziokulturelle Kriterien erfüllt werden müssen.

STANDARD: Wie grün ist der Immobilienmarkt in Österreich?

Mair: Großbritannien war das erste Land, das mit der Einführung des sogenannten Breeam-Zertifikats eine erste objektive Grundlage zur Erfassung von Immobilien geschaffen hat. Das war Anfang der Neunzigerjahre. Ein paar Jahre später folgte das LEED-Zertifikat in den USA. Seit der Jahrtausendwende gibt es entsprechende Auszeichnungen nun auch in Mitteleuropa. So gesehen ist der angloamerikanische Markt schon etwas weiter.

STANDARD: Weltweit gibt es über 25 unterschiedliche Nachhaltigkeitszertifikate. Warum so viele?

Mair:  Jedes einzelne Land hat andere regionale, klimatische und juristische Voraussetzungen. Ein Gebäude, das in London umweltbewusst, emissionsarm und gesundheitsverträglich errichtet ist, ist nichts zwangsweise genauso grün, wenn es in Südamerika oder Australien steht.

STANDARD:  Inwiefern wirkt sich die Zertifizierung einer Immobilie auf ihren Marktwert aus?

Mair: In erster Linie geht es nicht um eine Anhebung des Marktwerts, sondern um eine langfristige Stabilisierung. Das belegen die bisherigen Erfahrungswerte. Nebenbei bemerkt ist ein Gebäudezertifikat aber natürlich auch eine Marketing- und Image-Geschichte. Was besonders auffällt: Es werden weltweit bereits Projekte entwickelt und realisiert, die ökologische Standards erfüllen, die heute noch gar nicht vorgeschrieben sind. Das ist wirklich nachhaltig! (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8./9.5.2010)