Philodendron-Frucht in freier Wildbahn

Foto: Fidler

Die Philo-Banane, geschlachtet

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Waren das nicht Orangen-Maracuja?

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Passionsfrucht, klassisch

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Maracuja in Bananenform

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Und die Ananas-Guave, jedenfalls laut Chefbotaniker des Botanischen Gartens von Funchal.

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Eine Lobby haben wir noch nicht vergrätzt, von der American Rifle Association einmal abgesehen (die's längst verdient hätte). Doch jetzt sind sie dran, die Freunde der Topfpflanze. Wobei: Was so heißt, muss ja eigentlich damit rechnen, gegessen zu werden.

Eine Reise-Einladung wurde mir noch erlaubt, und Madeira bot sich an. Das nötige Mindestalter hätte ich ja längst, ein Schnauzer gleicht fehlendes Grau in den Schläfen locker aus. Also Madeira. Genau, die Insel, auf der Österreich seinen letzten Monarchen endgelagert hat, mit wirklich schönem Fernblick, wenn der alte Herr nicht in einer Metallbox ruhte. Karls Beispiel folgen Jahr für Jahr abertausende von Landsleuten reiferen Alters, halt ohne Eisenkiste, aber auch mit meist schmucker View. Sie merken schon: Reisen bildet.

Deliziöses Monster

Jedenfalls den Fidler. Die blitzgescheite Userin und den weltläufigen User kann natürlich nicht überraschen, dass man Zimmerpflanzen nicht nur gießen, düngen und gut zureden kann, sondern sie auch essen. Ich kann das nicht für alle grünen Freunde gleichermaßen behaupten, manche wissend wirkende Mitreisende raten zum Beispiel vom Ficus Benjamini ab. Aber, gerade gelernt auf dem Blumen-, Obst- und Fischmarkt von Funchal: Der Philodendron, um genauer zu sein: die Monstera Deliciosa, trägt essbare Früchte.

Die Dinger sehen aus wie grüne Bananen mit Waffelmuster. Unter ihrer dicken Schale (die sich bei reifen Exemplaren leicht ablöst) findet sich ebenso gewürfeltes, weißes Fruchtfleisch. Schmeckt gar nicht übel, irgendwo zwischen Ananas (für Österreicher: die gelbe) und Anona (Vanille-oder Zuckerapfel, auch eine Frucht, die ich Dilettant erst hier kennen und durchaus schätzen gelernt habe). Zwischen den weißen Würferln stecken dunkle Punkte, die man eher auslassen sollen – die jucken nämlich im Mund, erklärt uns Maria, und die kennt sich aus auf Markt und Madeira. Ist ja auch Reiseführerin mit amtlicher Plakette.

Passion mal drei

Drei verschiedene Passionsfrüchte vom Klassiker über die Orangen- zur Bananenpassionsfrucht stellt uns Maria auch noch vor. Die Samen der Bananenvariante verbreiten die örtlichen Vögel übrigens gastrointestinal über die Insel, so ähnlich also wie Katzen mancherorts die Kaffeebohnen. Dieses beschissene Los verhilft allerdings nur Kopi Luwak, nicht aber der madeirensischen Bananenmaracuja zu astronomischen Preisen. Es lohnt sich also finanziell nicht wirklich, bei unserem Suchrätsel mitzumachen. Trotzdem die Schmecks-Frage: Wo hat die Natur hier die Bananenmaracuja versteckt?

Blüten beißen

Im – weiß eh jeder – prachtvollen Botanischen Garten von Funchal beißt der Fidler dann noch in eine wunderschöne Blüte. Aber nur, weil ihn der Chefbotaniker ausdrücklich dazu auffordert: "Pineapple Guava" stellt er sie mir vor, ich erwidere "Angenehm!" ohne weitere Angaben meiner Personalien, und knabbere schon an den samtigen weiß-lila Früchten, die jetzt nicht sehr dramatisch, aber doch ein bisschen ananasig (gelb) schmecken. Da geben die roten Blütenstängelbüschel (eine reine Vermutung, geb ich zu, siehe Bild) darüber optisch mehr her. Aber wieder was gelernt, wie Früchte aussehen können.

Es bleibt vegetarisch

Sie haben ihre Monstera inzwischen weggesperrt, können endlich aufatmen und finden Zeit für die anderen Fragen des Lebens? Genau: Kann es 2010 eine durchwegs vegetarische Schmecks-Folge geben? Hat die Vegetariererin die Schmecks-Herrschaft übernommen? Will Fidler nach Taschwers Wal-Bekenntnissen einer vereinten Breitseite von Vier Pfoten, Peta, Vegan 2000 und „Krone" vorbeugen? Ist Fidler ernstlich krank?

Mit dieser quälenden Ungewissheit lässt Sie Schmeck's nun einfach eine Woche allein mit existenziellen Fragen. Wie zum Beispiel, ob Harald Fidler auf Madeira tatsächlich vom Katzenhai genascht hat. Ob die Portugiesen den Degenfisch zurecht aus tausend Metern Tiefe holen, um ihn dann in ein maritimes Pariser Schnitzel verwandeln? Und eignen sich Lorbeerzweige als Grillspieß für tote Kühe? Bleiben sie dran!