Hannes Langeder ist Künstler, der in der Vergangenheit verschiedene Radprojekte umsetzte. Jetzt baute er einen Porsche zum Selbertreten - mit Video

Er ist der langsamste, aber auch leichteste Porsche und sorgt für mehr Aufsehen als jeder andere Porsche – vielleicht weil er gar kein Porsche ist, der "Ferdinand GT3 RS". "Das RS steht für Radsport", erklärt Hannes Langeder, der Erbauer des Fahrrad-Porsches. Den Unterbau hat er von einem Spezialisten für Liegeräder zugekauft: "Vorne ist das Rad gefedert, damit nicht ein Rad in der Luft hängt, wenn man auf einer unebenen Straße fährt. Der Ferdinand hat 30 Gänge – also mehr als jeder herkömmliche Porsche – und Hinterradantrieb." Weil der Fahrer auf der rechten Seite das rechte Hinterrad antreibt und jener, der links sitzt, das linke, konnte auf eine komplizierte Hinterachse mit Differentialgetriebe verzichtet werden. "Bergauf wird die Übersetzung irgendwann zum Problem, weil es keine Zahnkranzl mehr gibt, mit denen wir den Ferdinand hätten kürzer übersetzen können."

Foto: Hannes Langeder

Obwohl der Ferdinand in Leichtbauweise erzeugt wurde, gibt Langeder in seinem packenden Video, das er am Salzburgring aufgenommen hat, sein Gewicht mit 99,637 Kilogramm an: "Das war nur eine Schätzung. Inzwischen konnte ich ihn wiegen und, er ist jetzt 150 Kilogramm schwer."

Foto: Fotostudio Manfred Lang

Der Oberbau besteht aus Elektroinstallationsmaterial. "Mit einem Heißluftföhn habe ich Rohre und Kabelkanäle so hingebogen, wie ich sie brauche und sie dann mit der Heißklebepistole und Paketband zusammengeklebt." Ursprünglich wollte Langeder den Ferdinand, wie seine Kunstobjekt-Fahrräder zuvor, mit Luftpolsterfolie aufbauen, kam dann aber wieder davon ab.

Foto: Hannes Langeder

Die Maße des Ferdinand entsprechen genau denen eines Porsche. "Ich habe einen Porsche abgemessen, mir Maße von der Porsche-Homepage geholt, und ich habe mir ein Modellauto gekauft." Die Scheiben bestehen aus Plexiglas, und die hat Langeder ebenfalls mit Heißluft in Form gebracht: "Hinten habe ich ein paar Scheiben verbraucht, weil ich mit der Dicke der Scheibe Probleme hatte."

Foto: Michel Mar

Auf die güldene Hülle stieß der Künstler im Fernsehen: "Die goldene Außenhaut hab ich von Dokus abgeschaut, wo man Scheichs sieht, die ihre Autos mit Gold überziehen. Für mich hat es den Vorteil, dass ich nicht so leicht übersehen werde." Die Folie, mit der er den Ferdinand überzogen hat, ist ein Klebeband, das er sich aus Amerika hat schicken lassen.

Foto: Michel Mar

Rund 13.000 Euro hat Langeder sein Ferdinand gekostet. Da sind die Mieten für die Räume, die er brauchte, um den GT3 RS zu bauen inkludiert, nicht aber die wohl 1000 Stunden Arbeit, die er in den zwei Jahren Vorbereitungszeit und sechs Monaten intensiver Umsetzung geleistet hat. Heute steht der Ferdinand im Lentos, dem Kunstmuseum in Linz, und Besucher können einmal in der Woche eine Runde mit ihm fahren:

Foto: Michel Mar

"Aber ich glaube, die Ausfahrten sind inzwischen ausgebucht." Obwohl, der Ferdinand war gar nicht in erster Linie als Ausstellungsobjekt gedacht: "Das mit dem Lentos war eher ein Zufall. Ich hab das Fahrrad für mich gemacht, finde es aber super, dass es nun dort präsentiert wird. Das ist wie eine supernoble Garage, mit den elektrischen Türen, durch die ich aus- und einfahren kann."

Foto: Fotostudio Manfred Lang

Die Idee zum Ferdinand kam Langeder aber über ein Kunstobjekt, das er realisieren wollte: "Im Zuge der Kulturhauptstadt wollte ich einen weißen Elefanten bauen, mit dem man durch die Stadt reiten kann. Dabei stieß ich darauf, dass man mit einem zweispurigen Fahrrad ganz normal im Straßenverkehr unterwegs sein darf, denn im Gesetz heißt es nur, dass zweispurige Fahrräder nicht am Radweg fahren dürfen. Da lag es natürlich nahe, den subversiven Charakter zu verstärken, wenn das Rad dann ausschaut wie ein Auto."

Foto: Fotostudio Manfred Lang

"Das Problem mit dem Fahrrad ist ja, dass man immer gegen die Autofahrer ankämpfen muss. Fahrräder und Autos sind fast immer Gegner. Der Ferdinand wird im ersten Moment als Kollege wahrgenommen und erst mit der Zeit kommt man drauf, dass er doch etwas ganz anderes ist." Trotzdem ist das Feedback durch die Bank nur positiv. "Auch Autofahrer zücken das Handy zum Fotografieren – man kommt sich gleich sehr prominent vor."

Foto: Michel Mar

Warum es unbedingt ein Porsche sein musste, erklärt Langeder so: "Der Porsche ist für mich so ein archetypisches Fahrzeug: Den gibt es schon so lange in der Form, und dann ist da die Nähe zum Käfer. Und bei der Form eines Porsche kann auch beim Nachbauen nicht viel schiefgehen. Ich hab ein schnelles Fahrzeug genommen, weil ich wusste, dass es sehr langsam sein wird. Es ist ja noch langsamer als Fahrräder. Alles, was sich auf der Straße bewegt, ist schneller als der Ferdinand. Nicht nur die goldene Hülle drückt Luxus aus, sondern auch das langsam Sein. Auch die Leute, die mitfahren, beeindruckt die Langsamkeit. Am Anfang würde man gerne schnell fahren, aber mit der Zeit, wenn es anstrengend wird, merkt man, dass es die Langsamkeit erst ausmacht."

Foto: Fotostudio Manfred Lang