Wien - Die Neonazi-Szene widmet sich nun der Israel-Reise vergangene Woche von Vizekanzler und Finanzminister Josef Pröll. Auf der Homepage Alpen-Donau.Info, die offensichtlich in Österreich gemacht wird, aber aus dem Ausland operiert, wird Pröll etwa die Kranzniederlegung im Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem vorgeworfen: "Der musste wie alle Systempolitiker auch den Tempel des 'Holo-Kultes' besuchen." Erwähnt wird auch, dass Pröll "eine Party von Juden-Kindern" besuchte, wie es heißt.

Offensichtlich haben die Verfasser der Homepage auch einen Blick ins Archiv getan. Über Prölls Pressesprecher Daniel Kapp ist zu lesen: "Sein Sprecher ist übrigens kein Kibbuzarbeiter, sondern hatte ein Stipendium des David Herzog Fonds. Während seiner Zeit in 'Israel' hat er im 'Student Dormitory der Rothenberg School' gewohnt." Das Wort Israel ist übrigens konsequent unter Anführungszeichen gestellt.

Braune Häme

Auch andere Mitreisende wie etwa Hannah Lessing, die Chefin des Nationalfonds, werden durch den braunen Kakao gezogen.

Die Restitution von geraubtem Vermögen wird als Verschwörung dargestellt, hinter der das "Weltjudentum" steht. Der Artikel schließt mit dem Aufruf: "Es ist Zeit sich unser Land zurückzuholen!"

Hinterleute vermutlich aus Österreich

Die Homepage liegt auf einem US-amerikanischen Server, was es den österreichischen Behörden schwermacht, hier zuzugreifen. Es gibt bereits zahlreiche Anzeigen gegen die Seite, auf der antisemitische, rassistische und neonationalsozialistische Inhalte verbreitet werden, mit Schwerpunkt auf Österreich, aber auch auf die benachbarten Länder. Die Hinterleute dürften aus der Szene in Österreich kommen. (Michael Völker/DER STANDARD-Printausgabe, 1.6.2010)