Ein paar Tage Akzeptanz für feministische Themen wird wohl auch in Zukunft nicht reichen.

Foto: dieStandard.at/Birgit Tombor

Seit vergangenen Freitag haben wir alle Zahlen fein säuberlich zusammen: Frauen bekommen bis zu 18 Prozent weniger Gehalt, einfach weil sie Frauen sind. Sie sind nur in bestimmten Berufen und nur in bestimmen Bereichen des öffentlichen Lebens vertreten, leisten die meiste Haus- und Pflegearbeit und sind stärker von Armut betroffen. Zwar liegt ein Bericht in dieser kompakten und umfassenden Form - herausgegeben vom Bundesministerium für Frauen und Öffentlicher Dienst - das erste Mal seit 15 Jahren vor, echte Neuigkeiten sehen aber anders aus. Feministische Medien berichten über diese Situation ständig.

Feminismus-Berechtigung für einen Tag

Und obwohl wir natürlich solides Datenmaterial als Grundlage für die Arbeit an einer gleichberechtigten Gesellschaft benötigen, der schale Geschmack einer eintägigen Legitimation für feministische Forderungen lässt sich dennoch nicht beseitigen. Ähnliches kennen Feministinnen vom Frauentag: Die "Lage der Frau" wird mehr oder weniger betroffen zur Kenntnis genommen, eine frauenpolitische Agenda als selbstverständlich erachtet, einzig energischer könnte sie noch verfolgt werden, und überhaupt alles ein Wahnsinn, dass es so etwas im Jahr 2010 noch gibt! Selbst Medien oder PolitikerInnen, die sonst entweder durch Desinteresse glänzen oder mit Häme gegen feministische Forderungen polemisieren, klinken sich zu diesen vereinzelten Anlässen ein. Interesse wird bekundet, Bedauern geäußert, Besserung gelobt.

Mit den Maßnahmen, die für Änderungen notwendig sind, will man aber meist nichts mehr zu tun haben. Geht es um konkrete Forderungen, bleibt von der Empörung nicht mehr viel übrig, das ist dann gleich alles "zu radikal", "schießt über das Ziel hinaus" und überhaupt "erreicht man mit Zwang gar nix". 

An den restlichen Tagen im Jahr bekommen zudem die wenigsten den Zusammenhang zwischen dem alltäglichen Sexismus, den herabwürdigenden Darstellungen von Frauen in Bild und Sprache, den - "nicht böse" gemeinten - Attributierungen der Geschlechter, so und so zu sein und deshalb dies und jenes zu wollen, gebacken. 

Vorerst kein Grund auszuflippen

Neben der offenen Frage nach den politischen Konsequenzen also ein weiterer Grund, warum Feministinnen angesichts eines Berichtes über die "Lage der Frau" vor Dankbarkeit vorerst nicht ausflippen. (Beate Hausbichler, dieStandard.at, 1.6.2010)