Wien - Die Grünen haben sich am Mittwoch enttäuscht über die Einigung zur Gehaltsoffenlegung in Unternehmen gezeigt. Es handle sich um "keinen Meilenstein", "bestenfalls um einen Anstoß zur Sensibilisierung", kritisierte die Grüne Frauensprecherin Judith Schwentner in einer Aussendung. Ähnlich reagierte die FPÖ, das BZÖ ist ebenfalls skeptisch. Für Bundeskanzler Werner Faymann ist das vorgestellte Modell hingegen ein "entscheidender Schritt in Richtung 'Gleicher Lohn für gleiche Arbeit'".

Schleppende Umsetzung befürchtet

"Es ist gut und schön zu hören, dass es überhaupt eine Einigung zur Einkommenstransparenz gegeben hat", meinte BZÖ-Frauensprecherin Martina Schenk in einer Aussendung. "Hoffentlich geht die Umsetzung nicht ähnlich schleppend von statten wie bei anderen Themen." Weiters gab Schenk zu bedenken, dass die Einigung, die am Mittwoch von Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek und Sozialminister Rudolf Hundstorfer (beide S) präsentiert worden ist, nicht automatisch bedeute, dass es künftig gleiches Geld für gleiche Arbeit geben werde.

Zweifel an Effizienz

FPÖ-Frauensprecherin Carmen Gartelgruber wies auf den verwaltungstechnischen Mehraufwand für die Unternehmen hin. Fraglich sei auch, ob aus der Einkommensoffenlegung überhaupt entsprechende Schlüsse gezogen werden könnten und ob dieses Instrument wirklich zur Verbesserung der Lebenssituation von Frauen geeignet sei.

Der Vorschlag ändere im Grunde nichts am Status quo, ärgerte sich Schwentner, weil bereits jetzt der Betriebsrat Einblick in die innerbetriebliche Gehaltsstrukturen habe. Weil außerdem Frauen überwiegend in Klein- und Mittelbetrieben beschäftigt seien, für die die Regelung nicht gelten soll, werde sich für den Großteil der Frauen nichts ändern. Die SPÖ habe nicht gut genug verhandelt.

Rotes Lob

Anders sieht das naturgemäß die SPÖ selbst: In einer regelrechten Lawine an Aussendungen wurde die Einigung vom Bundeskanzler abwärts durchwegs begrüßt. Erfreut zeigten sich unter anderem die rote Bundesgeschäftsführerin Laura Rudas, Frauensprecherin Gisela Wurm, Familiensprecherin Gabriele Binder-Maier, Sozialsprecherin Renate Csörgits, Wirtschaftssprecher Christoph Matznetter, SPÖ-Bundesfrauengeschäftsführerin Andrea Mautz und diverse rote Landespolitikerinnen. Unterstützung kam auch von den Gewerkschaften, etwa von GPA-djp-Bundesgeschäftsführerin Dwora Stein oder Renate Anderl, Frauenvorsitzende der PRO-GE. (APA)