"Furcht und Zittern" - ein Stück über Pädophilie von Händl Klaus am Tiroler Landestheater.

Foto: Rupert Larl

Innsbruck - Überschwemmungen stehen in Tirol zumindest alle zwei Jahre an. Nämlich immer dann, wenn das Tiroler Dramatikerfestival mit Theaterstücken das Land flutet. Der Schauspielintendant des Landestheaters, Klaus Rohrmoser, fungiert hierbei sowohl als Verursacher als auch Retter.

Das spieltagereiche, mit sechs Stücken an vier Aufführungsorten aufwartende Festival startete mit einer Österreichpremiere von Händl Klaus‘ Drama Furcht und Zittern (noch am 20. 6., 25. 6. und 2. 7.). Kürzlich mit seinem unheiligen Fasnachtsspiel Legenden im Westbahntheater zu sehen, greift Händl Klaus neuerlich ein massives Thema auf: Kindesmissbrauch. Emotionale Wellen schlägt auch das Zweipersonenstück von Martin Kolozs, Es ist das Dunkel, das ich fürchte (12., 13., 18., 19. und 20. 6.). Constanze Korthal tanzt darin nach den Strategien einer in Geiselhaft genommenen Frau, die sich wehrt.

Margareth Obexer inszeniert ihr Stück Gletscher (12., 13., 18., 19. und 25. 6.) in einem Treibhaus der Hofgärtnerei. Stückweise werden darin die Sehnsüchte zweier Personen freigelegt, die auf einen im Eis Verschollenen warten. Gefühlsmäßig überrollt, strampelt auch Andrea Steinlechner in den emanzipatorischen Untiefen einer szenischen Lesung des Stücks 13 mal 3 am 26. Juni. In Brigitte Knapps Die Reise nach Jerusalem (10., 13., 17., 18., 19. und 20. 6.) reißen sich vier Personen um einen Platz im Leben.

Bernd Jescheks Gute Nacht Okapi wird beim Festival mit einer einmaligen Session am 11.6. gewürdigt. Brigitte Karner durchwatet in der One-Woman-Odyssee wahre Emotionssümpfe. Bei solchen Gefahren von Hochwasser, Lawinen und morastigen Untiefen lebt es sich gern gefährlich. (Irene Tischler, DER STANDARD/Printausgabe, 08.06.2010)