Bild nicht mehr verfügbar.

Grafik: APA

Wien - Änderungen beim zum Teil heftig kritisierten Turnus sollen die von Wissenschaftsministerin Beatrix Karl (ÖVP) zuletzt vorgelegten Vorschläge für eine Reform der Ärzteausbildung bringen. Einerseits soll bereits im sechsjährigen Medizinstudium ein klinisches praktisches Jahr enthalten sein, wodurch Absolventen eine Teilapprobation erhalten, die zu ausgewählten eigenständigen Arbeiten am Patienten befähigt. Andererseits würde die Ausbildung für Fachärzte de facto verkürzt, jene für Ärzte für Allgemeinmedizin verlängert.

Derzeit sieht der Weg zum Arzt grundsätzlich folgendermaßen aus: Nach der Absolvierung eines Aufnahmetests an einer der drei Medizin-Unis und einem mindestens sechsjährigen Studium stehen den Absolventen an und für sich zwei Wege offen. Einerseits können sie nach einem mindestens dreijährigen Turnus (der allerdings mit einer durchschnittlichen einjährigen Wartezeit vor Antritt sowie einer einjährigen Stehzeit wegen des Wartens auf den Wechsel in eine andere Abteilung oder zur Facharzt-Ausbildung verbunden ist) die Ärzteprüfung ablegen. Erst dann erhalten sie - nach mindestens neunjähriger Ausbildung (sechs Jahre Studium plus drei Jahre Turnus) - die Berufsberechtigung (Approbation).

Facharzt-Ausbildung verkürzen

Andererseits können sie sich mindestens sechs Jahre zum Facharzt auf einem bestimmten Gebiet ausbilden lassen, auch hier erfolgt die Approbation erst nach Ablegen einer Facharztprüfung. De facto ist es aber meist so, dass Interessenten erst dann eine Facharzt-Ausbildung beginnen können, wenn sie bereits den normalen Turnus oder große Teile davon absolviert haben. Deshalb sind Fachärzte selbst ohne die üblichen Wartezeiten erst frühestens nach 15 Jahren mit ihrer Ausbildung fertig (sechs Jahre Studium plus drei Jahre Turnus plus sechs Jahre Facharzt-Ausbildung).

Karls Vorschläge würden den Weg zum Facharzt verkürzen und jenen zum praktischen Arzt (künftig: Facharzt für Allgemeinmedizin) verlängern. Künftig würde der Weg zum Arzt so aussehen: Nach der Uni-Aufnahmsprüfung würde die Ausbildung an der Uni mit mindestens sechs Jahren gleich lang dauern wie bisher - inkludiert wäre aber ein klinisches praktisches Jahr. Die Absolventen erhalten eine Teilapprobation, die ausgewählte eigenständige Arbeiten am Patienten erlaubt. Anschließend erfolgt entweder die sechsjährige Facharztausbildung oder eine fünfjährige Ausbildung zum "Facharzt für Allgemeinmedizin" - anschließend erfolgt nach den entsprechenden Prüfungen die Vollapprobation nach mindestens elf (Allgemeinmedizin) bzw. zwölf Jahren ("normale" Fachärzte). Für eine Änderung der Ärzte-Ausbildung müssten einerseits die Studienpläne der Medizin-Unis und andererseits das in die Zuständigkeit von Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) fallende Ärztegesetz novelliert werden. (APA)