Bald ist es vorbei: Penthesilea (Monika Pallua) und Achill (Sven Kaschte) kämpfen im Rosenbett

Foto: Bettina Frenzel

Wien - Einiges getraut hat sich Heinrich von Kleist seinerzeit. Ein busenloses Amazonenheer ließ er den Trojanerkrieg sprengen - nicht aber, um sich auf die eine oder andere Seite zu schlagen, sondern lediglich, um sich Samenspender zu erjagen. Erlag Penthesilea im Mythos dem Halbgott Achill, so durfte Kleists Heldin ihren Geliebten überwinden.

Eine feministische Steilvorlage: Die Amazonenkönigin wollte unter keinen Umständen die Unterworfene ihres Geliebten sein. Lieber verzichtete sie auf das gemeinsame Glück. Und doch quälten auch sie die Sorgen ihres Geschlechts: "Staub lieber, als ein Weib sein, das nicht reizt."

Regisseurin Evelyn Fuchs ist in ihrer Bearbeitung Penthesilea - Traum ohne Flügel (eine Koproduktion zwischen Ariadne-Theater und Kosmostheater) nicht so mutig wie damals Kleist. Einzig die Kostüme scheinen subversiv sein zu wollen: Die Männer tragen Rock und Netzhemd, die Frauen Hosen. Leder und Nieten komplettieren den punkig-martialischen SM-Look und lassen nicht nur den Schauspielerinnen die Haare zu Berge stehen. Die Ausstattung beschränkt sich auf einen schwarz-weißen Rosen-teppich. Weil der Kampf hier im Wortsinne ein Geschlechterkampf ist, ist der Krieg ein Rosenkrieg. Die Blume ist Dolch im Kampf, Versöhnungsgabe im Frieden. Die Kampfszenen changieren zwischen Gewalt und Liebesakt.

Fallen Schönheit und Verständlichkeit der Kleist'schen Verse anfangs einem halsbrecherischen Tempo zum Opfer, verschulden spätere Sprechchöre unnötige Längen. Erst der finale Kampf der Verliebten erzeugt kurzzeitig Momente der Dichte. Nie aber erreicht die Inszenierung Leidenschaft und Biss ihrer Hauptfigur. (Andrea Heinz / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.6.2010)