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Radler müssen auf Radwegen so ziemlich mit allem rechnen.

Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Die Dame im Pkw hupte. Weil ich vor dem News-Tower vor ihr stand: Ich möge, hupte sie, mich schleichen - und zwar auf den Radweg.

Dort (gefühlte Breite: 80 cm) standen sechs erwachsene Radler. Einer mit Kinderanhänger. Ein Paar hatte Kinder auf Rädern dabei. Auf zwei Auto-Geradeausspuren warteten vier Autos auf Grün. Ich saß auf dem Rennrad.

Beim fünften Hupen fragte ich sie, wo ihr Schmerz säße. Die Dame fragte (freundlich) zurück: "Sehen Sie den Radweg nicht?" Dass Rennräder auf die Straße dürfen, wusste sie nicht: "Damit rechnet doch keiner." Bevor wir zum Vertrauensgrundsatz kamen, sprang die Ampel auf Grün.

Ich kann die Dame verstehen: Kein Autofahrer rechnet auf der Fahrbahn mit "artfremden" Fahrzeugen. Also drängt alles auf Wiens haarsträubend unterdimensionierte Radwege: Touristen lassen sich wegklingeln - die prinzipiell Kreuzungen blockierenden Hop-on-Hop-off-Busse oder Lieferanten, die per Warnblinkanlage Geh- wie Radwege zu Parkplätzen umwidmen, nicht. Dazu kommen Inlineskater und Gratisrad-Benutzer, die unsicher schlingernd Richtungsradwege oder Mehrzweckspuren geister-beradeln. Und als Topping gibt es Touristengruppen auf Segwayrollern: Radfahrer müssen mit all dem rechnen - (exekutive) Hilfe oder (stadtplanerische) Abhilfe gibt es nicht.

Am Praterstern traf ich die Dame im Pkw wieder. Sie ließ das Fenster herunter: "Diese Radwege sind eine Katastrophe. Ich würde auch ohne Rennrad auf die Straße ausweichen. Damit müssen Autofahrer wohl in Zukunft rechnen." (Thomas Rottenberg/DER STANDARD/Automobil/18.06.2010)