Das Glück der Kinder liegt in der Hauptschule Bad Leonfelden dank Schul-Biotop am Wasser.

Foto: STANDARD/Hermann Walkolbinger

Linz - Nein, in einer städtischen Hauptschule wollte er "eigentlich nicht" Direktor sein. Alfons Enzenhofer blickt nachdenklich auf eine Wandtafel mit Legosteinen. Und lächelt plötzlich: "Schauen Sie - genau das gefällt mir hier. Unsere Stundenplan-Tafel wird noch mit Legosteinen gesteckt, für ein Computerprogramm fehlt das Geld. Aber es funktioniert trotzdem, weil hier einfach alle zusammenhelfen."

243 Schüler beleben die zwölf Klassen der Hauptschule in der Mühlviertler Stadtgemeinde Bad Leonfelden. 27 Lehrer umfasst das Team von Direktor Enzenhofer: "Alle extrem engagiert. Bei uns gibt's keine Diskussion über zwei Stunden mehr Unterricht oder nicht. Wir haben viele Schulprojekte laufen, die es notwendig machen, dass Lehrer auch in ihrer Freizeit für die Schule aktiv sind. Gemault hat da noch nie jemand."

Möglich macht das individuelle Bildungsprogramm die "autonome Schultafel" der HS Bad Leonfelden. Enzenhofer: "18 Stunden in vier Jahren muss jeder Schüler für spezielle Projekte auswählen - je nach Begabung." Angeboten werden soziales Lernen, kreatives Gestalten, Snowboard für Anfänger, Schulband, Französisch- und Tschechischkurse. Wobei: Mit dem nahen Nachbarn gibt es seit geraumer Zeit Verstimmungen. "Wir hatten eine Partnerschule in Krumau. Als unsere Schule dann aber ein Projekt gegen Temelín gestartet hat, war's vorbei mit der guten Beziehung" , lacht Enzenhofer.

"Headmaster's Office" steht am Türschild der Direktion. "Unsere Englischlehrerin. Wie gesagt, alle sehr engagiert." Auf dem Schreibtisch ein Schild mit der Aufschrift "In der Ruhe liegt die Kraft" . Der Schulbau auf einer Anhöhe sichert dem "Direx" einen Ausblick auf die Mühlviertler Hügellandschaft. "Haben Sie das in der Stadt? Wir können mit unseren Kindern jederzeit in die Natur. Turnunterricht heißt bei uns im Winter ‚Ab in den Schulkeller und Langlaufski anschnallen‘. Oder wir gehen gleich Skifahren am Sternstein. Wir sind einfach eine Schule zum Wohlfühlen."

Geheime Gesamtschule

Um den Status einer Neuen Mittelschule hat sich Leonfelden nicht beworben. "Wozu auch. Für uns wär's nur mehr Bürokratie. Wir machen seit 20 Jahren das, was die Neue Mittelschule bietet. Und wir sind quasi eine geheime Gesamtschule. In unseren Klassen sitzen hochbegabte Kinder, aber auch Schüler mit speziellem Förderbedarf." Ideal für diese "Durchmischung" seien da die Leistungsgruppen: "Sie machen ein individuelles Fördern möglich. Und bitte. bei uns ist die erste Leistungsgruppe noch mit der AHS vergleichbar. Die Landschulen sind noch alle gesund, nicht so ausgedünnt wie in der Stadt." Und man brauche den schulpsychologischen Dienst "zum Glück" nur ganz selten.

Auch Margarete Ecker, seit 34 Jahren Englisch- und Biologielehrerin an der HS Bad Leonfelden, denkt nicht an eine Landflucht: "Da würde ich lieber in Pension gehen, bevor ich in die Stadt wechsle. Dort steht doch der Lehrer nur vorne und der Rest spurt - weil nichts anderes möglich ist. In Bad Leonfelden hingegen stimmt das Klima. Bitte - hier haben wir ein eigenes Schulbiotop vor der Tür, dass ich betreue. Könnte ich das in der Stadt? Nein."

Durch die Schulgänge zieht mittlerweile verführerischer Bratenduft. "Wir machen hier den besten Schweinsbraten von ganz Bad Leonfelden. 2,50 Euro kostet die Portion für die Schüler. Aber wir haben auch eine gesunde Jause." Doch das Essen muss noch warten, denn Direktor Enzenhofer muss zum Schulparlament. Einmal pro Monat treffen sich nämlich in Bad Leonfelden alle Klassensprecher und deren Stellvertreter zum (lehrerfreien) runden Tisch mit dem Direktor. (Markus Rohrhofer/DER STANDARD, 26.6.2010)