Löffel hin, Löffel her, in diesen Bocksdorn mit Ochsenschwanz lässt sich Fidler gerne jagen.

Meister Xiao
Gersthofer Straße 70
1180 Wien
01 479 41 56

Foto: Fidler

Dicke Brühe, dickes Lob: Ochsenschwanzsuppe, optisch halt nicht so der Bringer

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Schweinebauch. Zweimal gebraten. Yeah.

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Und noch einmal näher an die Wampe des Tieres. Wenn wir schon dabei sind.

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Der Tofu, für den die Vegetarierin am nächsten Tag gleich noch einmal da war. Ohne mich. Ts.

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Kann mir jemand erklären, wie man mit diesen Porzellanlöffeln isst, ohne sich, seine Kleidung, den Tisch und die Tischgenossen anzusabbern? Zugegeben, ich tu' mir schon mit ganz herkömmlich-westlichen Suppenlöffeln nicht leicht, einen Teller mit Anstand zu leeren. Doch dann erst diese China-Kellen!

STANDARD-Autor Hans Rauscher meldete sich freundlicherweise auf Fidlers öffentliches Löffel-Klagen mit einem sachdienlichen Hinweis zur Verwendung der Fernost-Werkzeuge: ""Gesamten Löffel bis zum Stiel in den Mund stecken (geht nicht anders) , fahrige Bewegungen vermeiden, Verbrennungen des Gaumens tapfer ertragen." Für meinen Xiao-Besuch kam das naturgemäß ein bisserl zu spät. Aber es wird ja nicht der letzte gewesen sein.

In den Bocksdorn braucht man mich nicht jagen

Trotz Löffelkrise - die Suppe gebe ich nicht auf. Schon gar nicht diese: Ich habe es endlich zu Meister Xiao nach Währing geschafft, und alle, die ihn mir seit Jahren empfehlen, haben definitiv nicht zuviel versprochen. Die Ochsenschwanzsuppe allein ist den Weg wert. Nicht schön, aber kräftig und vor allem saugut. Da lasse ich mich gern in den Bocksdorn jagen (Gou-Qi-Zi laut Speisekarte) und nehme sogar diesen Löffel in Kauf.

Saugut leitet auch gleich ungemein schnittig über zum Hauptgang.

Kutteln reinwerfen

Gern hätte ich ja den "vorschlag zur überwindung von vorbehalten gegen fernöstliches" des Users mit dem gediegenen Nickname "dölerich hirnfidler" aufgegriffen. Der durchaus sinnenfreudige Journalistenkollege riet da: "meister xiao in 1180 aufsuchen, hot pot bestellen, kutteln reinwerfen - und wenige minuten später weiß man, das gott in frankreich nur zur fastenzeit lebt."

Verkommendes Gemüse

Doch leider: Feuertopf gibts nur ab zwei Personen. Mengenmäßig wäre das ja kein Problem gewesen, mich an einer doppelten Portion Fleisch und Eingeweide zu weiden. Doch der Vegetarierin wollte ich einfach nicht antun, den ihr zukommenden Tofu und das Gemüse in den gleichen Brühen zu erhitzen, in denen auch meine Kutteln und Nieren planschen. Und Gemüse hätt ich dann wirklich nicht mehr geschafft. Den Anblick verkommenden Gemüses kann ich der Vegetarierin noch weniger zumuten.

Aber Hui!

Kurzum: kein Feuertopf (nächstes Mal, mit einem Fleischfresser). Das ebnete freilich den Weg für Hui-Guo Rou: zweimal angebratenes Bauchfleisch. Ein leuchtender Pfad, kann ich Ihnen sagen (auch wenn das geografisch natürlich gar nicht passt)! Knusprig, würzig, gerade noch richtig scharf: aber hui!

Im Angesicht des Schweinebauchs war ich ganz froh, dass ich mir keine doppelte Portion Feuertopffleisch vorgenommen hatte. Ob Sie's glauben oder nicht: Der Bauch passte nicht in meinen. Ich war ernsthaft besorgt.

Vor allem, weil die sonst so spärlich essende Frau nicht weniger ansehnliche Portionen vegetarischer Frühlingsrollen und Tofu nach Art des Hauses elegant bewältigte. Sehr gut, sagt sie.

Fleisch ist auch ihr Gemüse

Sehr gut fand sie allerdings auch die Rubrik "Gemüse" in der Speisekarte. Vegetable Nummer 1: Ma-Po Dou-Fu mit mariniertem Fleisch.  Gemüse Nummer 3: Geschmortes chinesisches Dou-Fu mit fein gehacktem Hühnerfleisch "in Form eines Sackes". Gemüse 4: Melanzani mit faschiertem Fleisch mit Yuxiang-Geschmack. Und so geht es weiter mit Fisolen mit Faschiertem, aber auch allein mit gebratenem frischen chinesischem Gemüse mit Knoblauchsauce, mit Austernsauce und ohne Sauce. Fleisch ist auch mein Gemüse, entsinne ich mich Bruckenbergers Wahlspruch.

Die Chinawochenschau

Ich mach mich ja auch gerade über Speisekarten lustig - Userin Petra Newald schickte prachtvolle Bilder für die Schmeck's-Schau. Mit denen bestreiten wir gerade eine kleine Chinawoche - mehr hier. (fid)

PS: Umgekehrt proportional zu den Portionsgrößen rechnet Meister Xiao: Zwei Vorspeisen, zwei Hauptspeisen, Apfelsaft, Wein: 35,90 Euro.

PPS: Vegetarierinnen kehren an die Stätte ihres Tofus zurück. Sie war am nächsten Tag gleich noch einmal bei Meister Xiao, auf einen Nachschlag. Muss mehr als sehr gut sein. Wenn man's mag.

Fidler wählt Tofu

PPPS: Wobei - Sie erraten nie, was ich jüngst im On als Hauptgang wählte. Beiried? Rindsfilet? Welsfilet mit Wok-Gemüse? Der Wels war übrigens gar nicht übel, aber nichts gegen meinen Haupttreffer des Abends: Tofu mit Steinpilzen (leicht scharf). Aber gut, wenn es frische Pilze als Begleitung verspricht, ess ich ja sogar Boef Stroganoff. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

PPPPS: Bevor Sie vor einer Schmecks-Zukunft als Veganerblog zittern: Vor dem Tofu gab's im On sautiertes Lammherz aus dem Wok und Kalbskutteln aus dem Wok. Lagen auch nur um Papillenlänge hinter dem Soja-Steinpilz-Sieger. Entwarnung also.