Wien - Die Berufsaussichten sind hervorragend, die Betreuungsverhältnisse traumhaft. Wer heute ein Studium in einem MINT-Fach (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften oder Technik) belegt, findet optimale Bedingungen vor. Aber genau diese Fächer kämpfen gegen ihr Image und um Zulauf: "Die Hemmschwelle für technische Studien ist in Österreich relativ hoch", beklagt der Studiendekan für Maschinenbau an der Technischen Universität Wien, Kurt Matyas. Den angesprochenen Studienrichtungen hänge immer noch der Touch des Altmodischen an, man denkt an schwere Schraubenschlüssel und das würde einige vor der Studienwahl abschrecken: "Es liegt auch an uns, die kreativen Gestaltungsmöglichkeiten zu bewerben. Das Interesse für Technik muss aber bereits im Volksschulalter gefördert werden."

Auch für Sigrid Maurer, Vorsitzende der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH), ist das die Erklärung für die mangelnde Begeisterung an den MINT-Fächern: "Mathematik ist doch für viele in der Schule ein Horrorfach, daran zu arbeiten ist sicherlich zielführender, als Inserate über die Jobgarantie zu schalten." Der Arbeitsmarkt sei nur schwer zu prognostizieren und kurzfristige Jobchancen sollten nicht der Motor für die Studienwahl sein, ist Maurer überzeugt.

Fakt ist: Absolventen von Bauingenieurwesen, Maschinenbau, Elektro- oder Verfahrenstechnik haben derzeit rosigste Aussichten am Jobmarkt, offiziell gibt es so gut wie keine Arbeitslosen unter ihnen. Das weiß man auch am TU Career Center: "In diesen Fächern gibt es die wenigsten Studierenden und die meisten Angebote aus der Wirtschaft", sagt Daniela Haiden. Sie leitet das Recruiting und würde sich über Mehrzugänge sehr freuen. Im Bundsministerium für Wissenschaft und Forschung tüftelt man an Strategien, wie man die technischen und Naturwissenschaftlichen Studiengänge attraktiver machen kann. Eine entsprechende Kampagne startet im September. Gemeinsam mit der ÖH hat man ein Paket ausgearbeitet. Darin vorgesehen ist vor allem verstärkte Beratung von Schülern und Maturanten. Viele würden ein falsches Bild von Studium und Beruf haben: So wie das Publizistikstudium nicht zum Journalisten ausbildet, gibt es umgekehrt sehr viele spannende Betätigungsfelder für Mathematiker oder Maschinenbauer. Dass es in Österreich aber schon bei der Vermittlung in der Schulausbildung hakt, davon ist man auch im Ministerium überzeugt. (Julia Herrnböck, DER STANDARD, Printausgabe, 10.8.2010)