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Die US-Senatoren Christopher Dodd und Barney Frank beobachten die Reaktion der Wall Street auf die von ihnen initiierte Finanzreform.

Foto: Reuters/Downing

Wien / New York - Die Wall Street reagiert auf die US-Finanzreform mit einem Ausverkauf. Die US-Bank Morgan Stanley plant den Verkauf ihres Hedgefondsgeschäfts FrontPoint Partners, ebenso soll Goldman Sachs den Verkauf seiner Private-Equity-Sparte vorantreiben. Diese Risikobeteiligungen sind in der vor einem Monat verabschiedeten US-Finanzreform begrenzt worden.

Heute halten die beiden ehemals größten Investmentbanken Goldman Sachs und Morgan Stanley noch 19,6 Milliarden Dollar (14,9 Mrd. Euro) in Private Equity oder Hedgefonds, laut aktuellen Offenlegungen bei der Finanzaufsicht. Diese müssen sie nach der Volcker-Regel reduzieren: diese Reform, benannt nach dem ehemaligen Notenbankchef Paul Volcker, sieht vor, dass Banken nur noch in geringem Ausmaß auf eigene Rechnung handeln, und mit maximal drei Prozent ihres Eigenkapitals an Hedgefonds und Private-Equity-Fonds beteiligt sind.

Fonds-Lösungen

Um die neuen Regeln zu erfüllen, müssen die beiden Institute ein Fondsvolumen von knapp 15,9 Mrd. Dollar abstoßen, mehr als 80 Prozent. Ebenso müssen die übrigen Großbanken ihre Geschäftstätigkeit in diesen Bereichen zurückfahren, so hat bereits Citigroup und Bank of America ihre Hedgefondsbeteiligungen zurückgefahren.

Die US-Geldinstitute prüfen aber intensiv Möglichkeiten, um ihr Geschäftsmodell trotz der weit reichenden Reform beizubehalten. So berichtete die Washington Post, dass bei der Großbank JPMorgan Chase mehr als 100 Projektteams die Implikationen der neuen Regeln prüfen, um insbesondere das Geschäft mit Derivaten den neuen Regeln anzupassen. Diese Wertpapiere werden von Banken strukturiert und sind wiederum vom Wert anderer Papiere abhängig.

Gerade jene Investmentbanken, deren Geschäft recht stark vom Eigenhandel abhängt, prüfen zudem Wege, die Verbote zu umgehen. Wie der STANDARD berichtete, soll Goldman Sachs einen Fonds gründen, der quasi den Eigenhandel übernehmen soll. Verwalten sollen die ehemaligen Händler dann in der neuen Abteilung Kundengelder. Auch Morgan Stanley prüft derzeit diese Fondslösung, wobei Experten erwarten, dass die Banken als einzige Kunden der neuen Vehikeln auftreten werden.

Turbulentes Handelsquartal

Während Regulatoren auf eine Abspaltung des riskanten Eigenhandels drängen, haben die US-Investmentbanken im zweiten Quartal deutlichen Gegenwind im Eigenhandel bekommen. An zehn Tagen zwischen April und Juni hat Goldman Sachs Geld verloren, an drei Tagen sogar mehr als 100 Millionen Dollar. Aber die Händler haben auch an 17 Tagen mehr als 100 Millionen Dollar verdient.

Im ersten Quartal hatte Goldman jeden Tag Gewinn geschrieben, zumindest 25 Mio. Dollar täglich. Ähnlich normalisiert haben sich die Zahlen bei Morgan Stanley. Die Bank verlor an elf Tagen mit dem Eigenhandel Geld. (sulu, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11.8.2010)