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Dolores Schmidinger über den Kaufrausch

Foto: APA/Oczeret

Salzburg - Ursprünglich hatte der veranstaltende Verein "KultUrig" den Seminarkabarettisten und Psychotherapeuten Bernhard Ludwig geladen, um mit Klaus Eckel Kabarett im Zelt zu machen. Wegen gesundheitlicher Probleme musste der Spezialist für Herzinfarkt, Diätwahnsinn und sexuelle Unzufriedenheit absagen. Eingesprungen ist jetzt eine andere Humortherapeutin aus der Bundeshauptstadt: Dolores Schmidinger.

Eigentlich wollte die Schauspielerin kein Kleinkunstprogramm mehr schreiben und aufführen, nach fünfjähriger Pause ließ sich der Rücktritt vom Rücktritt dann 2009 doch nicht mehr vermeiden: Letzten Herbst feierte Endlich suchtfrei! Premiere. Schmidinger stellt sich den Wehwehchen der satten Konsumgesellschaft, genauer: dem Drang respektive Zwang zum Einkaufen. Wie wir alle ist auch Protagonistin Dolores gern in Shoppingcentern unterwegs, oder nach Ladenschluss auf den Teleshoppingkanälen.

Kurzweilig erzählt Schmidinger davon, dass Konsumrauschkugeln immer einen guten Grund finden, neue Teile käuflich zu erwerben, auch dann, wenn die Bluse einige Nummern zu klein ist. Das so verjuxte Geld spart der gewiefte Kaufjunkie eben beim Essen ein.

Musikalisch begleitet wird Dolores Schmidinger von Bernhard von Ham, die Lieder handeln von der weitverbreiteten Liebe zu Spielautomaten, aber auch von Sonderproblemfällen wie der Sheba-Sucht oder einer Osterhasen-Abhängigkeit.

Letztere übrigens als Rap-Song! Da kann wirklich nur mehr ein Psychiater helfen, der seine Patienten dazu bringen möchte, den ganzen Krempel zu spenden: So viel zu Kaufrausch und einem guten Gewissen. Schließlich warten die Habenichtse der Welt sehnlichst auf milde Gaben in Form der neuesten modischen Raffinessen. Kein Programm mit schnellen Lachern über tagesaktuelle Politik, sondern Schwarzhumoriges zur menschlichen Verfasstheit bringt die Frau mit den vielen Karrieren auf die Bühne.

Klaus Eckel passt da mit seinem sechsten Soloprogramm Alles bestens, aber ... ganz gut dazu. Darin spöttelt er über die boomende Buchgattung der Lebenshilfe- und Glücksratgeber. Aber auch andere moderne Zumutungen wie die sogenannte "Erlebnis-Gastronomie". Eckel setzt eher auf Erlebnis-Langeweile. Und wenn doch etwas geschehen soll, dann Verwirrendes: etwa eine Tauschbörse für Kundenkarten. (Gerhard Dorfi / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.8.2010)