"Wer keine parteipolitische Lobby hat, tut sich schwer, Direktor zu werden", bedauert der steirische Landesschulratschef Wolfgang Erlitz.

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Graz - "Na gut, dann schaffen wir ihn halt ab", sagt Wolfgang Erlitz keck, um grantig "Und was ist dann? Wer macht dann die Arbeit?" nachzuschieben. Immer öfter müsse er in letzter Zeit Rede und Antwort stehen und seinen Arbeitsplatz argumentieren.

"Wozu braucht man denn eigentlich einen Landesschulrat, den kann man doch locker einsparen", werde ihm vorgeworfen, sagt Erlitz. Dabei: Wer dem steirischen Landesschulratspräsidenten Wolfgang Erlitz fünf Minuten zuhört, ist nahe daran, den Eindruck zu gewinnen, es gäbe kaum einen wichtigeren Job als jenen eines Präsidenten einer Landesschulbehörde. Genauer: eines "geschäftsführenden" Präsidenten, denn der Präsident ist stets der jeweilige Landeshauptmann.

Seine Behörde sei jedenfalls die schulische Drehscheibe, sie verwalte und manage alle Bundeslehrer in den Gymnasien sowie alle Bundesschulgebäude. Speziell in der Steiermark zusätzlich 70 Prozent der Landesschulen und -lehrer. Erlitz über seinen Job: "Wir stellen die Lehrer ein und schicken sie in Pension. Über uns laufen alle Stellenpläne, über uns läuft die ganze pädagogische Aufsicht aller Schulen - bis auf die landwirtschaftlichen. Wir verschicken die Schulinspektoren und begleiten die Schulen bei den Schulversuchen und -reformen. Die Behörde abzuschaffen, wie in der Verwaltungsreformdebatte jetzt oft gefordert wird, hieße, es müsste eine neue Behörde geschaffen werden, die eben diese Aufgaben der Verwaltung übernimmt."

Teure Überstunden

Über Einsparungsmöglichkeiten brauche man sich erst gar nicht den Kopf zu zerbrechen. Erlitz: Angenommen unsere Behörde wird eingestellt, was glauben Sie, was man sich einspart? Die Überstunden der steirischen Gymnasiallehrer kosten viermal mehr als die gesamten Personalkosten des Landeschulrates, argumentiert Erlitz. Einen realen Reformbedarf sieht Erlitz in der Zusammenführung des zersplitterten Schulwesens in den Ländern. So sollten alle pädagogischen Ebenen vom Kindergarten bis zu den Gymnasien und idealerweise bis hinein in die Erwachsenenbildungen unter ein gemeinsames Verwaltungsdach kommen.

Noch immer sind ja etwa Teile des Pflichtschulbereiches direkt in der Landesregierung verankert und ein Teil an den Landesschulrat ausgelagert. Erlitz: "Hier gehörten Synergien genutzt, da sind schon einige Beamte drinnen als Einsparungspotenzial." Wenig Notwendigkeit sieht Erlitz auch bei den Bezirksschulräten. Diese Gremien seien im Grunde verzichtbar, nicht aber die Bezirksschulinspektoren, die auf dem Land etwa Schulreformen wie die "Neue Mittelschule" begleiten. Und da wäre noch der Vorwurf des politischen Einflusses. Die Bedeutung des Farbenspiels habe an Bedeutung verloren hat, sagt der von der SPÖ an die Spitze des Landesschulrates entsandte Erlitz: "Ich weiß ja bis heute nicht, was es einer Partei wirklich bringen soll, wenn sie einen roten oder schwarzen Schuldirektor hat." Die Lehrer- und Elternvertreter seien heute so stark, das sie sich parteipolitische Ränkespiele nicht mehr gefallen ließen.

Aber Erlitz gibt zu: Wer nicht bei der SPÖ oder ÖVP sei, "tut sich schwer, Direktor zu werden". Erlitz: "Wer keine Lobby hat, die für ihn spricht und ihn empfiehlt, hat es schwerer. Parteilose haben dadurch einen Nachteil, weil sie über kein Netzwerk verfügen." (Walter Müller/DER STANDARD-Printausgabe 24.8.2010)