Zwei Inszenierungen ein und desselben Textes stehen derzeit im Projekt Theater Studio einander gegenüber. Eva Brenner schrieb mit "Auf der Suche nach Jakob" ein Stück, in dem die verborgene jüdische Geschichte ihres Vaters im Zentrum steht.

Die Draufsicht eines nicht Involvierten, des New Yorker Regisseurs Lee Breuer, zeigt in bester Experimentaltradition (Schwarz-Weiß-Optik, barfuß, mit Soundteppich) eine feine, durchaus witzige Episodenfolge, in der nicht zuletzt die Schauspieler bravourös agieren: Daniel L. Kundi, Maren Rahmann, Clemens Matzka, Agnieszka Salamon, Stephanie Waechter und Anne Wiederhold. Beim Singen übers Glück geht ihnen absichtlich die Puste aus. Höhepunkt dieser ersten Version ist eine papierene "Erhebung" der Vaterfigur, die in Gestalt zusammengehaltener Zeitungsblätter im intimen Raum in Schwebe gehalten wird.

Den von schmalen Stoffstreifen umspannten Raum (Bühne: Walter Lauterer) nützt Eva Brenner für ihre, die zweite Regievariante als durchlässiges Terrain eigener Erinnerungen: Der Vater trat der SA bei und starb an den Kriegsfolgen. (afze/DER STANDARD, Printausgabe, 29.4.2003)