Klagenfurt - Giuseppe Verdis Il trovatore, 1853 in Rom uraufgeführt, zählt nicht unbedingt zu jenen Werken der Opernliteratur, denen noch verborgene Schätze entrissen werden können. In unzähligen Versionen wurde das Werk schließlich neu durchdacht und interpretiert. Umso schöner, dass dem Stadttheater Klagenfurt als eher kleiner Aufführungsstätte bei diesem ehrwürdigen Opus einfach eine rundum beeindruckende Inszenierung geglückt ist.

Die musikalische Umsetzung muss schlichtweg als sensationell bezeichnet werden, das Sängerensemble besticht nämlich durch große Ausgewogenheit und hohe Stimmsicherheit: Francesco Landolfi (als Graf von Luna) lässt seinen kräftigen Bariton in voller dynamischer Bandbreite erstrahlen, Gaston Rivero (als Troubadour) verleiht seinem höhensicheren Tenor nur selten recht metallische Anklänge.

Und Bernadett Wiedemann (als Zigeunerin) intoniert mit ungeheurer Wucht und Bodenständigkeit. Mit verblüffender stimmlicher Präsenz brilliert schließlich Dinara Alieva (als Leonora) auch in den schwierigsten Passagen des Werkes. Zudem: Sehr sicheren Rückhalt bietet das höchst konzentriert agierende Kärntner Sinfonieorchester unter der souveränen Stabführung von Dirigent Peter Marschik.

Gut erzählte Geschichte

Zur Regie: Andrejs Zagars verzichtet in seiner Inszenierung auf spektakuläre Gags, was zur Folge hat, dass sich das Geschehen in wohltuender Selbstverständlichkeit entwickelt. Hier wird also einfach eine Geschichte gut erzählt, und auch die optische Seite dieser Aufführung leitet ihren profunden Beitrag zur Qualität der Produktion:

Ein raffiniert neutrales Bühnenbild (Reinis Suhanovs) findet dabei auch in den zeitlosen Kostümen Kristine Pasternakas seine ideale Ergänzung. Somit: eine mehr als ansehnliche Version mit Spannung und Tiefgang. Nicht nur für Verdi-Fans. (Bernhard Bayer / DER STANDARD, Printausgabe, 6./7.11.2010)