In den Kurven legt sich der Shweeb lässig rein.

Foto: Hersteller

Erfinder Geoff Barnett denkt auch daran, Touristen-Attraktionen mit dem Shweeb zu befahren.

Foto: Hersteller

Treten in der Kapsel. Google gefällt es jedenfalls.

Foto: Hersteller

Sachunterricht in einer Südsteirischen Volksschule zu Beginn der 1980er-Jahre. Rund zwanzig mehr oder weniger einfältige Kinder diskutieren darüber, wie sie im Jahr 2000 leben werden. Zentrales Thema: Mobilität. Für uns war damals klar, dass es im Jahr 2000 keine Straßen mehr geben wird. Wir fliegen mit kleinen Düsenjets zwischen den Hochhäusern herum, und zwischen den Häuserschluchten verlaufen in der Höhe Schienen, auf denen Gondeln befestigt sind. In denen werden die Menschen die Kurzstrecken zurücklegen. Wir freuten uns auf die Zeit, auch wenn wir damals schon wussten, dass wir dann alte gebrechliche Menschen sein werden.

An einen Schulkollegen aus Neuseeland namens Geoff Barnett kann ich mich nicht erinnern, aber er dürfte nicht weit weg gewesen sein, wenn man sich seinen Shweeb anschaut. Er hat ein Schienensystem erfunden, auf dem durchsichtige Kapseln hängen, mit denen man zwischen Relais-Stationen reisen kann.

Energie sparen

Ich kann mich nicht erinnern, ob wir uns damals in der Volksschule über den Antrieb der Gondeln Gedanken gemacht haben. Geoff Barnett hat darauf jedenfalls nicht vergessen. Er baut in seine Kapseln Pedale ein und nutzt den Menschen als Motor: "Es gibt zwei Möglichkeiten ein Vehikel zu beschleunigen. Die eine ist, einen größeren Motor einzubauen und mehr Sprit zu verbrennen. Die andere ist, die Widerstände, die gegen das Vehikel wirken, zu reduzieren. Die Widerstände beim Shweeb sind so gering, dass wenig Energie reicht, um die Kapsel zu beschleunigen. Sie ist so gering, dass wir den organischen Motor "Passagier" und seine Muskelkraft nutzen können."

In sechs Meter Höhe verlaufen die beiden Monoschienen, in welche die Kapseln eingehängt sind. Die Relais-Stationen "haben gerade einmal die Größe von fünf Auto-Parkplätzen und können alle zehn Sekunden eine Kapsel in den Hauptstrang schicken." In den Relais-Stationen setzt man sich – nein vielmehr legt man sich mit den Beinen voran in das Plastik-Ei und wird durch eine kleine Abfahrt beschleunigt. Ab dann tritt man selbst.

Überholen ist in dem Schienensystem nicht möglich. "Wir brauchen keine Überholspur. Wenn zwei Fahrer aufeinandertreffen, verändert sich die Aerodynamik komplett. Das hintere Fahrzeug hat keinen Fahrtwind mehr, und hinter dem vorderen Fahrzeug fällt die Niederdruckzone weg, welche die Kapsel bremst. Die beiden Kapseln werden zu einer, die aber mit zwei Motoren angetrieben wird." Und weil das so schön ist, hat Geoff Barnett natürlich auch schon an eine Tandem-Kapsel gedacht.

Durchdachtes System

Was schon funktioniert, ist das Abbiegen auf einen verzweigten Schienenstrang. "Die Fahrer können selbstständig im ganzen Netz reisen, ohne an Abzweige-Stationen stehen bleiben zu müssen." Die Shweebs lassen sich unter Fahrt einfach von einer Schiene auf eine andere umhängen.

Geoff Barnett hat sein System gut durchdacht. Von den solarbetriebenen Relais-Stationen, bis hin zur Wiederverwertung der alten Schienen, wenn diese nach 50 bis 100 Jahren ausgetauscht werden müssen. Nur Duschen in den Kapsel-Bahnhöfen fehlen vielleicht noch.

Bis zum Jahr 2000 wird er damit die Fortbewegung nicht mehr revolutionieren. Und wer weiß, ob das System außerhalb von großen Firmen, Fun- und Nationalparks überhaupt je eingesetzt wird. Google ist jedenfalls schon begeistert und prämierte die Idee im Zuge des 10^100 Projekts mit einer Million Dollar.