Dunkelhaarige Widerspenstige (Bettina Buchholz) und blondes Liebchen (Katharina Völler).

Foto: Landestheater Linz

Linz - Der Beginn verheißt zunächst Gutes. Auf der Guckkastenbühne der Linzer Eisenhand hebt William Shakespeares "Der Widerspenstigen Zähmung" mit dem Seilziehen zweier ungleicher Schwestern an. Vermeintlich anschmiegsam die eine, kratzbürstig die andere. Und die allseits Begehrte weiß nur zu gut, wie man die Verschmähte noch schlechter aussehen lassen kann.

Zur besseren Unterscheidung der beiden spricht auch die Haartracht zum Publikum: Bianca (Katharina Völler) ist ein blondes Liebchen, Katharina (Bettina Buchholz) eine dunkelhaarige Widerspenstige. Und doch ist alles nur Perücke, das Ganze nur ein Spiel, will uns Regisseurin Katrin Hiller sagen.

Dazu soll sie aber möglichst pur bleiben, die Komödie um zwei Töchter, von denen die eine heirats- und gesellschaftsfähig gezähmt werden muss, damit die andere, die leichter an den Mann zu bringen ist, verehelicht werden kann - so will es der Vater Baptista (ziemlich farblos: Thomas Bammer). Der selbsternannte Bezwinger Katharinas findet sich im Edelmann Petruchio, den Manuel Klein als facettenreichen Zwecksadisten gibt.

Die folgende Quälerei heiligt sich durch das zu erreichende Ziel, und als Katharina schließlich im finalen Monolog ihre komplette Unterwürfigkeit demonstriert, werden die Männeraugen feucht vor Rührung. Hiller flankiert das Geschehen mit Liedern zum Motto "Böse Liebe". Die Rolling Stones ("You can't always get what you want"), Lou Reed und Johnny Cash halten als ironischer Kontrast beziehungsweise als Ausdruck zwiespältiger Begierde her.

Die Inszenierung genügt sich in zaghaften Andeutungen, die auch skurrile Züge annehmen dürfen, etwa wenn sich Biancas Freier Lucentio (Aurel von Arx als Schmachtender) vor Sehnsucht quer über die Bühne windet. Man ahnt, worauf Hiller abzielen wollte, auf die Widersprüchlichkeit der Gefühle im Kontrast zu den Geschlechterrollen, doch dazu wäre mehr Entschlossenheit gefragt gewesen. Das Premierenpublikum spendete braven Applaus für einen Abend, der nicht Fisch, nicht Fleisch sein wollte. (Wolfgang Schmutz / DER STANDARD, Printausgabe, 20./21. 11. 2010)