Wien - Ein Ministerium feiert Geburtstag: Das Wissenschaftsministerium ist 40 Jahre alt. Und mit Beatrix Karl (ÖVP) steht wieder eine Frau an der Spitze dieses Ressorts, so wie ganz am Anfang des unter Bruno Kreisky (SPÖ) neu gegründeten Ressorts. Hertha Firnberg (SPÖ) übernahm am 26. Juli 1970 ein Ressort, das es davor in dieser Form nicht gegeben hatte: das Ministerium für Wissenschaft und Forschung (BMWF).

In den 40 Jahren seit dessen Gründung hat sich viel geändert, zu den Agenden der neun verschiedenen Minister am Minoritenplatz gehörten neben Wissenschaft auch Bildung, Kultur und kurze Zeit sogar Verkehr. Konstanten gab es trotzdem, wie ein Film anlässlich der 40-Jahr-Feier des Ressorts am Montagabend dokumentierte: nämlich Studentenproteste, von den Rektoren beklagte Geldnot und Aufregung um Strukturreformen.

Friedrich Faulhammer, Generalsekretär und seit 20 Jahren im Wissenschaftsministerium tätig, erkannte denn auch "das eine oder andere Déjà-vu".

Und die waren teilweise tagesaktuell: Waren erst am Montagnachmittag Universitätsrektoren und ÖH bei Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ), um vor den Auswirkungen von Budgeteinsparungen bei den Unis zu warnen, sah die zahlreich vertretene Prominenz aus Wissenschaft und Wirtschaft am Bildschirm die Rektorenvertreter früherer Jahrzehnte aus ähnlichen Gründen beim damaligen SPÖ-Kanzler Franz Vranitzky aufmarschieren.

Die Situation, sagte Hans Tuppy (ÖVP), Wissenschaftsminister von 1987 bis 1989, sei zu seiner Amtszeit nicht besser gewesen. "Damals war auch Sparen angesagt, das war auch eine undankbare Zeit." Einen Unterschied sah der Ex-Minister jedoch: "Im Gegensatz zu jetzt herrschte damals eine Aufbruchsstimmung."

Elisabeth Gehrer (ÖVP), von 2000 und 2007 an der BMWF-Spitze, wollte die Lage nicht so negativ sehen. "Die Unis sind in der glücklichen Lage, dass ihr Budget bis 2013 gesichert ist. Bis dahin kann man noch viel an den Rahmenbedingungen verbessern."

Wie die Verbesserungen aussehen müssen, stellte die amtierende Ministerin Karl in ihrer Festrede nochmals klar: Studiengebühren und Zugangsbeschränkungen müssten her. Der von Firnberg eingeführte kostenlose freie Uni-Zugang habe sich nicht bewährt und nicht die erwünschte bessere soziale Durchmischung gebracht. Stattdessen herrschten vor allem in Massenfächern unzumutbare Bedingungen, diese Rahmenbedingungen würden zudem dazu führen, dass österreichische Unis in internationalen Rankings "weit abgeschlagen" sind. "Unter diesen Bedingungen wäre auch Harvard nicht besser als die Universität Wien", betonte Karl. (APA, nim, DER STANDARD, Printausgabe, 23.11.2010)