Wien - In der Wirtschaft bestimmt die Nachfrage das Angebot und umgekehrt. Ist die Nachfrage zu groß, entstehen Engpässe.

An den österreichischen Unis sind zu wenig Kursplätze bei zu vielen Studierenden ein alter Hut. Die Uni Wien versucht seit einigen Jahren wenigstens eine "faire" Platzvergabe mittels des Systems Univis zu erreichen, bei dem nicht "first come, first serve" zählt, sondern Präferenzpunkte oder absolvierte Stunden. Das klingt theoretisch sehr gut, bei genauerer Betrachtung finden sich aber in vielen Fächern Probleme. So wurden hunderte Studierende der Internationalen Entwicklung, Politik, Biologie und Jus dieses Semesters vom Anmeldesystem einfach wieder von Kursen abgemeldet, ohne dass sie davon wussten oder dies gewollt hätten. Ursache: unbekannt.

In der Psychologie musste sogar die gesamte Anmeldung wiederholt werden und selbst beim zweiten Mal kam es zu gravierenden Fehlern. So waren manche Studierende mit mehr Stunden schlechter gereiht als andere, die weniger absolviert hatten. Absurd, da die Plätze in Psychologie gerade nach Anzahl der absolvierten Stunden zuteilt werden.

Die größten Probleme ergeben sich dann, wenn Univis bereits absolvierte Voraussetzungsketten nicht erkennt und man sich deswegen nicht für die benötigten Lehrveranstaltungen anmelden kann. Studienzeitverzögerung oder Beihilfenverlust können die Folge sein.

Ein weiteres Problem sind Zwangszuweisungen. Um die perfekte Nutzung von angebotenen Seminaren gewährleisten zu können, werden Studierende, die sich für ein Seminar angemeldet haben, automatisch einem anderen gleichwertigen zugeteilt, wenn sie in das gewünschte nicht aufgenommen wurden. Dabei sollten zeitgleiche Veranstaltungen berücksichtigt werden. Spätestens beim Zweitstudium ist Univis aber überfordert.

Absurd endete das für einige Politikwissenschaftsstudenten. Sie wurden einer Veranstaltung zwangszugewiesen, die in französischer Sprache gehalten wurde. Das Problem: Keiner von ihnen spricht Französisch. Die Studienvertreter ärgern sich: "An der Uni Wien kann dieses System nur als digitale Mangelverwaltung beschrieben werden. Aber selbst die Mangelverwaltung ist mangelhaft." (art, sas, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25.11.2010)