Wien - Die Pläne für ihre vorletzte Spielzeit (ihre 16. am Haus) gab die Direktorin des Volkstheater Wien, Emmy Werner, Dienstag Vormittag bekannt. "Ich versuche nicht zu jammern", sagte die seit der Saison 1988/89 amtierende Theaterleiterin, "Es geht uns gut. Wir kommen gut aus mit dem Geld. Und wir halten die Auslastung vom vorigen Jahr." Hochgerechnet werde die Auslastung voraussichtlich bei 74 oder 75 Prozent liegen. Als Übertitel des Spielplans schlug Dramaturgin Ingrid Rencher "Widerstand und Anpassung" vor. "Ich höre das zum ersten Mal", meinte Werner, "aber es gefällt mir sehr."

Neben der Übernahme einer Außenbezirksproduktion dieser Saison (Nestroys "Eisenbahnheiraten") sind acht Produktionen im Haupthaus vorgesehen, zu denen gegen Ende der Saison eine weitere "frontal"-Premiere kommen soll (Werner: "Etwas Wildes noch! Wenn wir gut verdient haben."). Die erste Saison-Premiere gilt der "Antigone" des Sophokles in der Regie von Thirza Bruncken und mit Meriam Abbas in der Titelrolle. Es folgt ein kleiner Mozart-Schwerpunkt (Werner: "Im Mozartjahr bin ich nicht mehr da, und ich möchte dennoch etwas dazu produzieren."): Wien-Heimkehrer Piet Drescher inszeniert Peter Shaffers Welterfolg "Amadeus" mit Karl Markovics als Mozart, Toni Böhm als Salieri und Chris Pichler als Konstanze, Franzobel hat im Auftrag des Volkstheaters das Stück "Mozarts Vision" entwickelt. Alexander Kubelka besorgt die Uraufführung mit der jungen Julia Cencig ("Lulu") als Mozart.

Raimund und Brecht

Mit Raimunds "Der Bauer als Millionär" (Regie: Stephan Bruckmeier, Erwin Steinhauer spielt den Fortunatus Wurzel, Fritz Muliar das Hohe Alter), Brechts "Mutter Courage und ihre Kinder" (Michael Schottenberg inszeniert, Maria Bill spielt die Mutter Courage) und Hermann Bahrs "Das Konzert" (die Prinzipalin inszeniert selbst) mit u.a. Andrea Jonasson (Werner: "Sie hat mich händeringend ersucht, im nächsten Jahr keine Tragödie zu spielen") setzt das Volkstheater stark auf populäre Vorhaben. Da maximal ein Drittel der Besucher als Abonnenten die Vorstellungen besuchten und die Subventionen nur den reinen Betrieb des Hauses, nicht aber die Produktionskosten abdeckten, stünde man unter besonderem Druck, viele und gleichzeitig möglichst publikumswirksame Inszenierungen anzubieten, erläuterte Werner.

Wolf-Dietrich Sprenger, der im Theater in der Josefstadt die hoch gelobte Aufführung von Thomas Bernhards "Über allen Gipfeln ist Ruh" inszeniert hat, widmet sich Ferdinand Bruckners "Elisabeth von England" (Dramaturg Oliver vom Hove: "Das aktuellste Stück schlechthin. Es handelt vom Gedrängt-Werden in einen Krieg."), für die Hauptrolle ist Birgit Doll im Gespräch. Für die Deutschsprachige Erstaufführung von "Eisen", einem Stück der jungen schottischen Autorin Rona Munro, in dem eine Tochter ihre wegen Mordes verurteilte Mutter im Gefängnis besucht, hofft man auf eine erneute Zusammenarbeit zwischen Andrea Eckert und Regisseur Arie Zinger ("Meisterklasse").(APA)