Wien - Für die Grünen ist es eine "reine Pflanzerei durch die Bundesländer": Für jene nur 300 bis 400 AHS-Schüler, die sowohl beim Matura-Haupttermin im vergangenen Sommer als auch beim Nebentermin im Herbst gescheitert sind, werden österreichweit drei verschiedene Prüfungstermine angeboten - und das komme teuer, kritisiert Grünen-Bildungssprecher Harald Walser in einer parlamentarischen Anfrage an Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ).

"Nebentermin kostet drei Mal so viel wie nötig"

Da in den Fremdsprachen fast flächendeckend die neue teilzentrale Matura durchgeführt wird, muss das zuständige Bundesinstitut für Bildungsforschung (Bifie) nun für jeden der Termine in Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch standardisierte Aufgaben erstellen. "Durch die Selbstherrlichkeit verschiedener Länder" koste der Nebentermin nun "drei Mal so viel wie nötig", so Walser. Allein für Englisch müssten daher die Fragenpakete (jeweils vier Aufgaben für Hörverständnis, Leseverständnis und English in Use) drei Mal ausgearbeitet werden.

Walser kritisiert "irrationalen Widerstand"

"Die Länder tun alles, um kostengünstige Regelungen im Bildungsbereich zu torpedieren", beklagt Walser. Sie seien einfach prinzipiell nicht mit zentral vorgegebenen Lösungen einverstanden und würden daher "irrationalen Widerstand" leisten. Von Schmied will der Grünen-Bildungssprecher nun u.a. wissen, welche Kosten konkret durch die mehrfache Abhaltung des zweiten Nebentermins entstehen.

Derzeit gibt es sowohl beim Haupttermin im Sommer als auch bei der zweiten Prüfungswiederholung im Frühjahr drei verschiedene Termine in ganz Österreich. Laut Bifie-Direktor Josef Lucyshyn, der für die standardisierte Matura verantwortlich ist, wäre es zwar in beiden Fällen möglich, jeweils einen gemeinsamen Termin für alle AHS in ganz Österreich festzulegen. Durch den Föderalismus würde das jedoch voraussetzen, dass sich alle Landesschulräte auf ein Datum einigen können. Beim Nebentermin im Frühjahr kämen erschwerend die gestaffelten Ferienwochen dazu. Gäbe es einen einheitlichen Termin, so müssten die Lehrer mancher Länder in den Ferien Maturaaufsicht leisten.

Ab 2014 nur noch ein Termin

Zumindest für den kommenden Maturajahrgang (2011/12) sei es jedoch "nach intensiven Beratungen" gelungen, einen gemeinsamen Termin festzulegen, zeigte sich Lucyshyn gegenüber der APA erfreut. Ab 2014, wenn das neue Maturagesetz gilt, werde es dann generell nur noch einen Termin für die Schüler aller AHS geben. Dann wird die standardisierte Matura regulär an allen AHS starten, im darauffolgenden Schuljahr (2014/15) wird sie an den Berufsbildenden Höheren Schulen (BHS) eingeführt. (APA)