Bregenz - Die Bekanntgabe des Bregenzer Festspiel-Präsidenten Günter Rhomberg, dass der  Intendanten-Vertrag von David Pountney nicht verlängert werden soll, sorgt für Verwirrung. Zwar relativierte Rhomberg seine Aussage offenbar, dennoch stehen die Zeichen für Pountney im dreiköpfigen Stiftungsvorstand auf Ablöse. Für die Intendantenbestellung reicht eine Mehrheit im Stiftungsvorstand aus, auch wenn das Kuratorium, das über den Vorschlag des Stiftungsvorstands abstimmt, sich einstimmige Beschlüsse wünscht.

Obwohl Rhomberg am Donnerstagnachmittag gegenüber der APA erklärte, dass Pountneys Vertrag nicht verlängert werden soll, wurde er am Freitag in den "Vorarlberger Nachrichten" mit dem Satz wiedergegeben: "Er ist als Kandidat genannt, er ist Kandidat". Für einen weiteren Kommentar war der Präsident am Freitag vorerst nicht erreichbar. In seinem zuerst geäußerten Vorhaben wird Rhomberg allerdings von Stiftungsvorstandsmitglied Wilhelm Muzyczyn unterstützt, während das dritte Gremiumsmitglied Hans-Peter Metzler dafür ist, Pountney anzuhören.

Metzler, zugleich Obmann des Stiftervereins Freunde der Bregenzer Festspiele, sagte gegenüber den "VN", Pountney sei seitens des Präsidiums nie nahegelegt worden, sich nicht zu bewerben. Gegenüber der APA wollte er keinen weiteren Kommentar abgeben, erst wolle man sich in der "verworrenen Situation" um interne Abklärungen bemühen. Gespräche seien bereits angesetzt.

Muzyczyn betonte am Freitag, es sei in dem Gremium und auch Pountney selbst sehr wohl klar gewesen, dass seine weitere Bewerbung nicht aussichtsreich sein würde. Dass Metzler davon offenbar nichts wusste, "kann ich mir nicht ganz erklären". Kommunikationstechnisch habe er sich die Sache jedenfalls anders vorgestellt. Auf die Frage, ob Pountney noch zu den Einzelgesprächen für die Intendantenstelle eingeladen wird, sagte Muzyczyn: "Aus meiner Sicht nicht".

Landeshauptmann Herbert Sausgruber (ÖVP) als Stiftungsvertreter für das Land Vorarlberg erklärte in den "VN": "Ich gehe davon aus, dass der Stiftungsvorstand seine Verantwortung wahrnimmt. Selbstverständlich werde ich ein Auge darauf haben". Auch der Bregenzer Bürgermeister Markus Linhart (ÖVP) wollte zunächst abwarten: "Der Ball liegt zuerst beim Stiftungsvorstand, der einen Vorschlag auszuarbeiten hat. Ich gehe davon aus, dass ich informiert werde. Das ist bislang jedoch nicht geschehen". Kulturministerin Claudia Schmied (SPÖ) bedauerte es, "wenn die Festspiele davon abweichen, was sie bisher auszeichnete, nämlich absolute Seriosität".

Das Vorgehen Rhombergs am Donnerstag löste unterdessen bei Festspiel-Mitarbeitern große Besorgnis und Unverständnis aus. Sie waren ebenso wie die Geschäftsführung der Bregenzer Festspiele GmbH offenbar nicht über Rhombergs Schritt informiert gewesen. Angeblich mehrten sich intern Kritik und Stimmen, die eine Ablöse des 72-jährigen Rhomberg forderten. Dieser steht den Festspielen seit 1981 als Präsident vor. Ein Abgang Rhombergs wird allgemein in ein bis zwei Jahren erwartet, ein nahezu zeitgleicher Austausch der zentralen Positionen Intendant und Präsident würde einen Bruch der Kontinuität bei den Festspielen bedeuten.

Für die Vorarlberger SPÖ ist es nicht nachvollziehbar, dass Pountney trotz seiner Erfolge keine faire Chance eingeräumt werde. Kultur-Landesrätin Andreas Kaufmann (ÖVP) solle eingreifen, "um einen absehbaren Imageschaden von den Bregenzer Festspielen abzuwenden", so Gabi Sprickler-Falschlunger. Mit "Verwunderung und Unverständnis" reagierte auch Grünen-Sprecher Johannes Rauch: "Bei allem Respekt vor der autonomen Entscheidungsbefugnis der Festspiele Privatstiftung bzw. deren Vorstand ersuche ich um eine nochmalige Prüfung. Pountney verdient sich, wenn schon, dann einen Abgang mit Respekt".

Die 2002 gegründete Bregenzer Festspiele Privatstiftung ist alleinige Eigentümerin der Bregenzer Festspiele GmbH. Stifter sind der Verein der Freunde der Bregenzer Festspiele, die Republik Österreich, das Land Vorarlberg und die Stadt Bregenz. (APA)